Riad – Neymar steht vor dem UNESCO-Weltkulturerbe von Diriyah, er trägt ein blaues Trikot – und lacht. Stolz zeigt der brasilianische Star auf das Wappen von Al-Hilal aus Riad: das Logo jenes Clubs, der ihm im neuen Paradies für nicht mehr sonderlich ambitionierte, aber kontostandbewusste Fußball-Profis die Millionen hinterherwerfen wird. „Ich bin hier in Saudi-Arabien – ich bin ein Hilali“, sagte der 31-Jährige im Vorstellungsvideo nach einem Ritt durch die Sehenswürdigkeiten der neuen Heimat.
Ja, auch Neymar verabschiedet sich von höheren sportlichen Zielen, um im Königreich fürstliches Geld zu verdienen. Der Trend geht dahin, dass sich das Who is Who des Fußballs in Saudi-Arabien versammelt. Nach Cristiano Ronaldo, Karim Benzema, Sadio Mané und N’Golo Kante spielt künftig auch Brasiliens Ausnahmespieler dort vor. Er soll einen Zweijahresvertrag erhalten, Al-Hilal wiederum soll etwas weniger als 100 Millionen Euro Ablöse für den teuersten Fußballer der Welt zahlen, der 2017 für die Rekordsumme von 222 Millionen vom FC Barcelona zu Paris St. Germain gewechselt war.
Richtig glücklich war der Supertechniker in Paris nicht mehr, auch wenn er mit dem siebenmaligen Weltfußballer Lionel Messi und Frankreichs Starstürmer Kylian Mbappe eine Super-Troika bilden durfte. Den Traum vom Champions-League-Triumph konnte das Trio mit PSG nicht verwirklichen – das Projekt scheiterte, dennoch verabschiedete der Verein den Scheidenden bei Twitter als „PSG-Legende“.
Al-Hilal seinerseits hatte bereits vergeblich versucht, Mbappe für 300 Millionen Euro Ablöse und ein angebliches Jahresgehalt von 700 Millionen zu bekommen. Mbappe, der seinen 2024 auslaufenden Vertrag unter keinen Umständen verlängern will und einen ablösefreien Wechsel zu Real Madrid im kommenden Jahr anstrebt, wurde inzwischen begnadigt: Seit Sonntag darf er wieder mit der ersten Mannschaft von PSG trainieren.
Der neue Trainer Luis Enrique steht trotz der Abgänge von Messi (Inter Miami) und Neymar mächtig unter Druck. Der von Katar alimentierte Club träumt vom Triumph in der Königsklasse. Vielleicht wird Vize-Weltmeister Randal Kolo Muani von Eintracht Frankfurt für dieses Ziel der neue Stürmerstar. Neymar spült mit seinem Transfer einiges Geld in die PSG-Kasse, und auch das horrende Gehalt für den Brasilianer fällt schließlich weg.
Die Liste der Stars in Saudi-Arabiens Profiliga SPL ist mehr als ansehnlich. Dort kicken bereits Ronaldo, Mane (beide Al-Nassr), Benzema, Kante (beide Al-Ittihad), Jordan Henderson (Al-Ettifaq) oder Riyad Mahrez beim vom Deutschen Matthias Jaissle trainierten Al-Ahli. Nun wird Italiens Europameister-Coach Roberto Mancini gerade erst mit offenbar 120 Millionen Euro für drei Jahre vom saudischen Verband geködert. Am Sonntag hatte der 58-Jährige seinen Rücktritt als Cheftrainer der Azzurri erklärt. “Die arabischen Sirenen sind eine zu große Verlockung“, schrieb daraufhin der Mailänder Corriere dello Sera. sid