Neymars Saudi-Wechsel

Die Glorie ist verschwunden

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Am 20. August 2016 bebte das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro. Verantwortlich für die ekstatischen Freudentänze der 63 707 Fans: Neymar. Erst erzielte er im olympischen Finale gegen die deutsche Auswahl per Freistoß das 1:0, später verwandelte „Ney“ den entscheidenden Elfmeter für Gold! Der damalige Barcelona-Star erfüllte die Hoffnungen, die eine ganze fußballverrückte Nation in ihn setzte. Neymar, der so hochveranlagte Angreifer, war mit 24 Jahren auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Heute ist von dieser Glorie nichts mehr übrig. Neymar ist ein Schatten früherer Tage. Auf dem Transfermarkt wie Sauerbier angeboten, lehnten diverse Topclubs (Real, Chelsea, Manchester United und City) dankend ab. Da man ihn auch in Paris – PSG zahlte für den Brasilianer 2017 die Rekordablösesumme von 222 Millionen Euro – nicht mehr haben wollte, vollzog er den Wechsel zum saudischen Club Al-Hilal. Es wunderte niemanden mehr. Auch die irrwitzigen Gehaltsspekulationen (bis zu 80 Millionen pro Jahr) ließen Fans nur noch mit der Schulter zucken. Augenscheinlich lässt sich ja sogar ein Maestro wie Roberto Mancini kaufen.

Aufgewachsen war Neymar in ärmlichen Verhältnissen in der Metropole Mogi das Cruzes nahe Sao Paulo. Er hat sich mithilfe des Fußballs nach oben gekämpft, doch das Rampenlicht hat ihn ausgezehrt. Scheinbar auch körperlich, denn der agile, flinke Rio-Neymar hat mit dem aufgedunsen wirkenden Körper des heute 31-Jährigen nichts mehr zu tun.

Dass man als Fußballer auch in Würde alt werden kann, beweist Lukas Podolski bei seinem polnischen Jugendverein Górnik Zabrze. Er habe und hatte Angebote aus Saudi-Arabien, verriet der 38-Jährige jüngst, aber Geld sei ja nicht alles im Leben. Er wolle lieber den „Leuten eine Freude machen“ und den Club „unterstützen“. Auch deshalb verlängerte er seinen Vertrag um weitere zwei Jahre.

Und Neymar? Der versuchte bei seinem Wechsel von Barcelona nach Paris noch hinterhältig 43 Millionen Treue-Bonus abzugreifen (scheiterte aber vor Gericht), wurde dann Botschafter der Katar-WM und soll bei Al-Hilal Medienberichten zufolge hohe Summen für positive Saudi-Beiträge in den Sozialen Medien erhalten. Also: Bitte entfolgen. Die Zeiten, in denen ein Stadion wegen Neymar bebte, sind vorbei.

mathias.mueller@ovb.net

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