München – Um in Erfolgsspur zurückzukommen, hoffen Fußballvereine meist auf den viel zitierten Dosenöffner. Thomas Tuchel (49) wiederum sucht nach dem 0:3 im Supercup gegen RB Leipzig für seine Bayern einen Türöffner. Auf die Frage, warum seine Mannschaft im Spiel nicht das umsetzen könne, was sie sich im Training erarbeitet habe, antwortete der Trainer: „Wir haben den einen Schlüssel noch nicht gefunden, um das Schloss zu knacken, aber wir werden ihn finden.“
Im Idealfall bis heute Abend (20.30 Uhr, Sat.1 und DAZN). Dann eröffnet der deutsche Rekordmeister in Bremen die 61. Bundesliga-Saison. Zuversichtlich stimmt Tuchel vor allem das bevorstehende Startelf-Debüt von Harry Kane (30). „Herausragend“, „fantastisch“, einer, der „vorangeht“, der „Spieler besser macht“: Der Trainer ließ am Donnerstag keinen Superlativ für den neuen Starstürmer aus, der in der Vorwoche für 100 Millionen Euro Ablöse (plus Boni) von Tottenham kam.
Nach Tuchels Auftritt bei der Pressekonferenz am Donnerstag könnte man fast meinen, Kane sei der Münchner Schlüssel zum Erfolg. „Er erhöht unsere Chancen, in Bremen zu gewinnen, massiv“, betonte Tuchel. „Ich bin zu 100 Prozent von ihm überzeugt – und die tägliche Arbeit mit ihm bestätigt mich darin.“
Auch im Falle einer Niederlage zum Liga-Start werde „der Harry-Kane-Effekt“ nicht verpuffen. Der Stürmer wirke auf so vielen Ebenen, er sei ein „Fixpunkt“ im Team. Bei seinem ersten Kurzeinsatz am vergangenen Samstag gegen Leipzig war Kane ohne Treffer geblieben.
„Wir sind bereit, zurückzuschlagen. Eine solche Niederlage im eigenen Stadion willst du als Profi im nächsten Spiel wieder geraderücken“, erklärte der Kapitän der englischen Nationalmannschaft.
Alle Augen auf Kane also? Ja und nein. Genau hingeschaut wird in München inzwischen auch bei Tuchel. Sechs Siege, fünf Niederlagen und zwei Remis nach 13 Pflichtspielen sind eine Trainer-Bilanz, die nicht ansatzweise als Bayern-würdig durchgeht. Nach der Pleite gegen Leipzig war er stinksauer. „Ich nehme es einfach persönlich, wenn wir verlieren, und ich kann es fast nicht aushalten“, erklärte Tuchel nun. „Ich wünsche mir, dass wir da auch so eine Widerstandsfähigkeit entwickeln. Eine Weiterentwicklung kann immer stattfinden, zuallererst auch beim Trainer. Aber Angst muss keiner haben, glaube ich.“
Gegen Bremen brauche es nun einen „anderen Spirit, einen anderen Geist“ und vor allem: „Eine Reaktion“. Ein positiver Liga-Beginn wäre für Tuchel jedenfalls schon ein kleines Beruhigungsmittel.
Ein fertiges Team-Puzzle hat der Trainer nämlich weiterhin nicht. Zum Beispiel beschäftigt ihn auch die Torhüter-Frage. Nach dem Taskforce-Meeting am Mittwoch steht fest, dass der FC Bayern mit Sven Ulreich (35) als Nummer eins in die Saison geht (siehe Text unten). Auch deshalb, weil Stammkeeper Manuel Neuer (37) nach seiner Mini-OP, bei der ihm ein Metallteil aus dem lädierten rechten Unterschenkel entfernt wurde, Fortschritte in der Reha macht. „Der Eingriff bei Manuel wirkt sehr positiv. Die Prognose für den Einstieg ins Mannschaftstraining hat sich verkürzt. Wir rechnen in den nächsten Wochen damit“, so Tuchel, der auch Neuer als Schlüssel zum Erfolg sieht.