Eine neue Saison in der Bundesliga – und für den DFB. Dem stehen bevor: Testländerspiele, die für den Bundestrainer knackige Endspiele sein könnten, das Erscheinen der Amazon-WM-Dokumentation, deren gerade veröffentlichter 94-Sekunden-Trailer Stoff offenbart, der dem Verband um die Ohren fliegen könnte – und es müssen personelle Weichenstellungen vorgenommen werden. Die Oliver-Bierhoff-Nachfolge ist vakant, die Sportdirektorenfrage mit Rudi Völler ja auch nur interimistisch bis zur EM geklärt. Von DFB-Präsident Bernd Neuendorf wird erwartet, dass er den Weg seines Ladens ein Dreivierteljahr vor dem Großprojekt Heim-Europameisterschaft aufzeigt.
Zuletzt ist bekannt geworden, dass es mit dem DFB und seinem 2014er-Weltmeister Sami Khedira nichts wird. Das muss man aber nicht bedauern. Bis auf den großen Namen hat Khedira nichts vorzuweisen, was einen Einstieg gehaltsmäßig weit über der ordentlich vergüteten Direktorenebene beim DFB rechtfertigen würde. Vielmehr kann man fragen, worin die Leistung Khediras als Berater beim VfB Stuttgart bestand oder worin seine Motivation, dem FIFA-Präsidenten Infantino in der WM-alle-zwei-Jahre-Debatte willfährig nach dem Mund zu reden.
Jedoch ist auch der verstärkt gehandelte Hannes Wolf keiner, der Begeisterung hervorruft. Ein wohl sehr angenehmer Mensch, der im Jugendfußball erfolgreich war, doch eben nur sehr eingeschränkt im Profibereich. Der DFB fördert ihn massiv, doch dadurch ist die Verbindung so stark, dass man sich nicht vorstellen kann, Hannes Wolf könne am System, das ihn nährt, Veränderungen vornehmen. Die Lage des DFB verlangt nach einer externen Besetzung.
Nadine Keßler? Brächte vieles mit. Die eigene Karriere auf dem Platz, die Erfahrung bei der UEFA, ein Alter (35), das Platz für Zukunft lässt. Fortführen kann man die Argumentation mit: Und sie ist eine Frau/Aber sie ist eine Frau.
Das ist der zu diskutierende Punkt: Ob der DFB bereit ist, seine kulturellen Schranken zu durchbrechen, wie er sie zuletzt mit der Besetzung seiner sehr männlich-konventionellen Taskforce dokumentiert hat. Es dürfte keine Showberufung sein (wie bei Fatma Samoura als FIFA-Generalsekretärin), sondern eine Entscheidung aus tiefer Qualitäts-Überzeugung. Dann gälte: Warum nicht?
Guenter.Klein@ovb.net