Bremen – Alle Augen auf Harry Kane (30). Der Neuzugang des FC Bayern, der für 100 Millionen Euro Ablöse von Tottenham nach München gewechselt war, gab beim Auftakt der 61. Bundesliga-Saison sein Startelfdebüt. Nach nur drei Kontakten in 26 Minuten im Supercup gegen RB Leipzig (0:3) war der Stürmer beim 4:0 vor 42 100 Zuschauern in Bremen sofort Fixpunkt im Spiel des Rekordmeisters. Kane rieb sich vorne auf, war auch hinten zur Stelle. Er ließ Bälle klatschen, band Gegenspieler und schaffte Räume für die Kollegen. Bezeichnend: Er schrieb sofort an. In der vierten Minute bereitete er das 1:0 von Leroy Sané (27) vor. In der 75. Minute traf er zum vorentscheidenden 2:0 nach Vorlage von Alphonso Davies (22). Ein Traum-Debüt des englischen Nationalmannschaftskapitäns. „Ich bin richtig glücklich, dass ich einen Beitrag leisten konnte“, sagte er, „es ist nicht leicht: Neuer Club, neues Team, neues Land.“
Die Liga erlebte den Vorgeschmack des „Kane-Effekts“, den Trainer Thomas Tuchel angekündigt hatte. Im Vergleich zur schwachen Supercup-Leistung in der Vorwoche tauschte Tuchel quasi die halbe Startelf aus: Minjae Kim statt Matthijs de Ligt, Noussair Mazraoui statt des wechselwilligen Benjamin Pavard, Leon Goretzka statt Konrad Laimer, Kingsley Coman statt des angeschlagenen Serge Gnabry (Hüftprobleme) – und ganz vorne stürmte Superstar Kane statt Talent Mathys Tel. „Wir haben taktisch etwas geändert, damit die Jungs besser ins Kombinieren kommen“, sagte Tuchel . „Wir fühlen uns gut vorbereitet.“
Das wurde schnell deutlich. In der 4. Minute schalteten die Bayern nach Ballgewinn durch Kim blitzschnell um, Jamal Musiala (20) spielte auf Kane. Der Stürmer steckte in der eigenen Hälfte den Ball auf Sané durch. Der Offensivspieler hatte richtig viel Platz und schloss seinen Sprint mit einem eiskalten Rechtsschuss ins linke Eck ab.
Nur fünf Minuten später jubelten die Bremer. Aber nur kurz. Niclas Füllkrug (30) verwertete einen Freistoß per Kopf, war aber im Abseits.
Die Bayern waren in der Folge dominanter, spielten kontrollierter. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Sané und Mazraoui über die rechte Seite war schön anzusehen. Der letzte Pass kam aber selten an, zudem war Musiala oft zu verspielt. Dennoch hatten die Münchner die besseren Torchancen – allerdings aus der Distanz. In der 19. Minute drehte Zehner Musiala auf, sein Schuss ging aber knapp vorbei. Wenig später streifte Mazraouis Versuch aus rund 20 Metern den linken Pfosten leicht. Bei einem ansatzlosen Schuss von Goretzka war Werders Jiri Pavlenka (31) in der 34. Minute mit einer Parade zur Stelle.
Die Bayern verpassten es, das Spiel durch einen zweiten Treffer vor der Pause früh zu entscheiden. Die Bremer kamen mutiger aus der Kabine. Sie liefen die Bayern konsequenter an und tauchten schnell zweimal gefährlich vor dem Tor von Sven Ulreich auf. In der 47. Minute verfehlte Leonardo Bittencourts Grätsche das Tor, wenig später schoss Füllkrug den Ball über den Kasten. In der zweiten Halbzeit war es ein wildes Spiel, ein offener Schlagabtausch. Coman traf in der 58. Minute per Schlenzer den Pfosten. Nur 180 Sekunden später kam Kane erstmals frei zum Schuss. Pavlenka lenkte den Ball um den linken Pfosten. Kurz darauf patzte Kim das erste Mal. Er klärte direkt vor die Füße von Bremens Jens Stage (26). Dessen Schuss verfehlte das Tor.
Bayern hatte das Spiel daraufhin wieder besser im Griff – und einen Kane, der Pavlenka bei seinem Tor zum 2:0 in der 75. Minute verladen hatte. Kurz darauf hatte er Dienstschluss. Auftrag ausgeführt. Sané und Tel machten in der Nachspielzeit mit ihren Treffern den Deckel drauf. PHILIPP KESSLER , MANUEL BONKE