Ein Auftakt, der Mut macht

von Redaktion

LEICHTATHLETIK Münchner Potye und Diskuswerferinnen im Finale – Lückenkemper müht sich

VON NICO-MARIUS SCHMITZ

Budapest – Durchwachsen, aber zufrieden. So richtig zündete die Rakete Gina Lückenkemper im Vorlauf bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Budapest noch nicht – 11,21 Sekunden über die 100 m. Es war die langsamste Zeit für Deutschlands schnellste Frau in diesem Jahr. „Man merkt den Wind unten definitiv“, sagte die 26-Jährige: „Wenn auch eine Shericka (Jackson, Weltjahresschnellste, Anm. d. Red.) hier eine 11,06 rennt, zeigt das, dass definitiv Wind im Stadion ist.“ Zudem spürte Lückenkemper beim Aufwärmen, dass sich etwas im Rücken verschoben habe, daher wollte sie „nicht zu hart pushen“. Grund zur Sorge? „Halb so wild. Da gehe ich einmal zum Physiotherapeuten und dann wird das wieder.“ Für das Halbfinale traue sie sich eine „bedeutend schnellere Zeit“ zu. Und die muss auch kommen, damit sich der Traum vom ersten Finaleinzug bei einer WM erfüllt.

Aus Münchner Sicht sorgte Hochspringer Tobias Potye für Freude. Der Vize-Europameister meisterte bis 2,25 m alle Höhen im ersten Versuch, die 2,28 m bezwang er im dritten Anlauf. Finale! „Der Boden ist schnell. Ich habe mich ein bisschen schwer getan, die Geschwindigkeit zu nutzen“, sagte Potye: „Am Dienstag geht es zackig, Schlag auf Schlag. Da wird die 2,30 m gefühlt schon nach einer halben Stunde aufliegen.“

Zu den wenigen deutschen Medaillenkandidaten zählen neben Potye die Diskuswerferinnen. Sowohl Kristin Pudenz (62,71 m) als auch Claudine Vita (64,51) und Shanice Craft (63,42) zogen ins Finale ein. Pudenz zeigte sich jedoch noch nicht in Medaillenform und kam nur als zehntbeste Werferin weiter: „Da muss im Finale auf jeden Fall mehr kommen. Das war ein Rantasten heute, am Dienstag habe ich eine neue Chance. Ich hoffe, dass ich da frischer und fitter bin.“

Frisch und fit fühlte sich Siebenkämpferin Sophie Weißenberg am Sonntagmorgen nicht. Die vier Disziplinen vom Vortag steckten noch in den Knochen, die Beine waren beim Weitsprung schwer. Besser lief es beim Speerwurf, persönliche Bestleistung mit 48,51 m. Am Samstag hatte Weißenberg so viele Punkte wie nie zuvor am ersten Tag geholt. Als es beim Kugelstoßen nicht lief, „hatte ich einen kleinen Herzstillstand. Ich habe einen Anschiss bekommen. Dann wollte ich mich hinstellen und einen raushauen.“ Der Freund hatte von der Tribüne „Aufwachen, Sophie, Aufwachen!“ gerufen.

Im abschließenden 800-Meter-Lauf quälte sich die 25-Jährige noch einmal, am Ende stand ein guter siebter Platz, mit einer neuen Bestleistung von 6438 Punkten. Zu Bronze fehlten lediglich 63 Zähler: „Das Rennen war hinten raus dann ziemlich hart. Ich bin ganz doll happy, Bestleistung – was will man mehr?“

Zum Start am Samstag hatte es statt der Hitzeschlacht einen Wolkenbruch gegeben. Der erste Wettbewerb der Weltmeisterschaft, das 20-km-Gehen der Männer, war aufgrund von einem Unwetter nach hinten verschoben worden. Zeit für ein Nickerchen, dachte sich der deutsche Starter Christopher Linke. „Ich war ein bisschen müde und habe mich noch mal ein bisschen hingelegt.“ Rasanter ging es dann auf der Strecke zu, Linke verbesserte seinen eigenen deutschen Rekord um 30 Sekunden und belegte beim Sieg des Spaniers Alvaro Martin (1:17,32) nach 1:18,12 Stunden Rang fünf. „Ich bin happy. Ich habe sehr viel riskiert, bin volle Pulle angegangen“, sagte der Vize-Europameister. Linke fungiert bei der WM mit Lückenkemper als Kapitän des deutschen Teams, beide hatten am Freitag eine Motivationsrede vor versammelter Mannschaft gehalten. Am Donnerstag geht der 34-Jährige wieder durch Budapest, dann 35 Kilometer, und wohl bei brütender Hitze: „Es war mein großes Ziel, mit einer guten Leistung dem Team zu zeigen, auch wenn die Vorbereitung, die Ausfälle oder was auch immer beeinträchtigt haben, man soll an sich glauben. Man soll für sich kämpfen – und wenn man für sich kämpft, kämpft man auch fürs Team.“

Diese Worte haben sich auch zwei deutsche Athleten zu Herzen genommen, die für eine Überraschung gut sind. Über die 400 m Hürden sind Joshua Abuaku und Emil Agyekum ins Halbfinale eingezogen. Abuaku glänzte mit der drittbesten Zeit aller Vorläufe (48,32): „Ich habe angekündigt: Ich bin gut drauf. Ich konnte zeigen, was alles möglich ist. Ich hoffe, damit geht es morgen weiter“, sagte der Frankfurter vor dem Halbfinale am Montag.

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