München – Vom Norden Deutschlands ging es für Harry Kane (30) auf seiner ersten Dienstreise als Spieler des FC Bayern direkt in den Norden Italiens. Nach dem 4:0 (1:0) am Freitagabend in Bremen stand am Samstag das „Traumspiel“ in Kaltern am See in Südtirol gegen eine Fan-Auswahl an. Beim Großteil der Bayern-Spieler dürfte die Reiseplanung nicht zwingend für Freudensprünge gesorgt haben, doch Kane genoss den Ausflug sichtlich. „Das Spiel heute zeigt die DNA und den Geist des FC Bayern. Ich bin sehr froh, jetzt Teil des FC Bayern sein zu dürfen. Die Nähe zu den Fans hier ist einfach fantastisch“, gab der Angreifer nach dem 6:1 (2:1) gegen eine Auswahl des Fanclubs Weinbeisser Kaltern.
Beim Gaudi-Kick blieb Kane zwar ohne Treffer, seine Pflicht hatte er aber bekanntlich schon tags zuvor in Bremen erledigt, als er Leroy Sané (27) den Ball gefühlvoll und dynamisch zugleich servierte und dann höchstpersönlich für die Vorentscheidung durch das zwischenzeitliche 2:0 sorgte. Bei den übrigen Treffern von Sané und Mathys Tel (18) war Kane – von kleineren Krämpfen geplagt – bereits nicht mehr auf dem Platz.
„Harry wird jeden unserer Spieler um sich herum besser machen, weil er Aufmerksamkeit auf sich zieht“, schwärmte Trainer Thomas Tuchel (49) von seinem Wunschspieler. Das war im Weserstadion in der Tat gut zu beobachten: Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft agierte bei seinem Bundesliga-Debüt nicht wie ein klassischer Stoßstürmer. Stattdessen ließ er sich regelmäßig in die Halbräume fallen, schaffte dadurch Platz für seine Mitspieler und belebte somit das Münchner Angriffsspiel gleich auf mehreren Ebenen.
„Er ist stark im Halbraum, er ist sehr stark in der Ballbehauptung. Wenn wir mit viel Ballbesitz spielen, gibt er uns auf jeden Fall Tiefe – weil er die vorderste Anspielstation ist“, analysierte Tuchel die Spielweise seines 100-Millionen-Torjägers
Dem pflichtete Kapitän Joshua Kimmich (28) bei: „Ich glaube, dass unsere anderen Offensivspieler sehr von ihm profitieren werden, weil er jetzt kein Stürmer ist, der nur abnimmt und vollstreckt, sondern schon auch einer ist, der die anderen in Szene setzt, wie wir das auch bei Leroy gesehen haben.“
Doch Kane wurde in erster Linie verpflichtet, um Treffer zu erzielen – auch das klappte an der Weser. Das erste Tor des neuen Superstars im Bayern-Trikot war für Tuchel ein Paradebeispiel für Abschlussqualität: „Er ist sehr smart in allem, was er tut. Sein Abschluss ist unglaublich ruhig und präzise. Die Vorbereitung ist ein sauberer, erster Kontakt. Der Abschluss ist ebenfalls sauber – da hat Harry ganz lange gewartet.“
Auch wenn Kane bei seinem ersten Bayern-Tor unglaublich cool und abgezockt wirkte, schaute es in seinem Inneren, zumindest vor Anpfiff, anders aus. „Natürlich war ich ein bisschen nervös, und ich bin froh, dass wir ein gutes Resultat geholt haben“, gestand der Neu-Münchner.
Nun hat er erst einmal ein paar Tage Zeit, sein Bundesliga-Debüt zu verarbeiten. Trainer Tuchel hat nach dem vollgepackten Wochenende auch noch den Montag freigegeben. Erst am Dienstag bittet er sein Team wieder zum Training. Die Einheit um 10:30 Uhr ist öffentlich – und alle Blicke werden sich erneut auf Kane richten.