Rhein Fire überrollt die Ravens

von Redaktion

FOOTBALL 23:60 – Lehrstunde im Sportpark Unterhaching gegen das Top-Team der Liga

VON CLAAS SCHÖNFELD

Unterhaching – Es war heiß am Sonntag. Sehr heiß. Bei 32 Grad stand für die Munich Ravens das vorletzte Heimspiel in ihrer ersten Saison an. Gegen das Topteam Rhein Fire sollte die Überraschung gelingen und den Düsseldorfern die erste Saisonniederlage beigebracht werden. Doch es setzte eine krachende 23:60-Niederlage, die Hoffnungen auf eine Playoff-Teilnahme in der ersten Saison sind voll dahin.

Trotz der Außenseiterrolle der Hausherren erschienen 5 011 Fans im Sportpark, die allerdings auch mit den Bedingungen zu kämpfen hatten. „Minusgrade wären mir aktuell lieber“, so eine Zuschauerin auf dem Weg ins Stadion. Luftige Kleidung – wie zum Beispiel ein Football-Trikot – war also eine gute Idee.

Allerdings waren auch knappe drei Monate nach Saisonstart mehr NFL- als Ravens-Jerseys in Unterhaching zu sehen. Die neue Franchise hat weiterhin die Aufgabe, sich bei den Fans zu etablieren. Grundsätzlich kann man mit der Entwicklung aber zufrieden sein. „Hier wurde nicht einfach nur ein Sportevent, sondern ein umfassendes Erlebnis geschaffen“, sagte der anwesende US-Generalkonsul Timothy Liston.

Dieses Erlebnis wollten sich auch die Gästefans nicht entgehen lassen, selten war eine Farbe prägnanter im Sportpark vertreten als das Weinrot von Rhein Fire. Jedoch geriet ihr Team zu Beginn der Partie ordentlich in Bedrängnis. Die Ravens nutzten kurze, schnelle Pässe, um das Spielfeld zügig zu überqueren.

Ein Schwachpunkt der Münchner in der ersten Hälfte lag jedoch darin, den Ballbesitz in Punkte umzumünzen. So führten die Gastgeber nach Viertel Nummer eins nur mit 10:7. „Spektakuläre Plays, tolles Wetter, ich habe großen Spaß“, fasste Alex von Kuczowski – NFL-Community-Host bei RTL – die Partie zusammen. Ein wenig gestört wurde das hochklassige Spiel lediglich von ein paar Zuschauern, die Schiedsrichter und Spieler mit ihren eigenen Trillerpfeifen irritieren und für mehrere Unterbrechungen sorgten. Ähnlich grimmig wie das Security-Personal auf der Suche nach den Pfeifen sah im weiteren Verlauf der Partie allerdings auch Ravens-Trainer John Shoop aus. Ein Fumble, mehrere Strafen sowie eine überragende Offensive der Gäste sorgten für einen 16:26-Rückstand zur Pause. „Rhein Fire hat eine starke O-Line, weshalb ihr Quarterback sehr viel Zeit bekommt“, analysierte Defensiv-Coach Darius Saint-Robinson. Dieser Fakt und immer schwächer werdende Ravens, die sichtlich mit den Bedingungen zu kämpfen hatten, sorgten nach der Halbzeit dann schnell für klare Verhältnisse. Teilweise war es grotesk mit anzusehen, wie wenig die Ravens entgegenzusetzen hatten. „Es ist schwierig, im Kopf dabeizubleiben, wenn die gegnerische Offensive so über das Feld marschiert“, so Saint-Robinson.

Die Unterstützung von den Rängen brach trotzdem nicht ab. Wenn die eigene Defensive auf dem Platz war, wurde es im „Ravens-Nest“ ziemlich laut, in dieser Hinsicht war im Vergleich zu den ersten Heimspielen ein enormer Aufwärtstrend zu erkennen. „Es ist einfach geil vor so einer Kulisse zu spielen“, freute sich Marvin Rutsch.

Auf ein Aufbäumen ihrer Mannschaft warteten die Fans allerdings vergeblich. „Heute hat es einfach nicht gereicht“, resümierte Rutsch frustriert. Für die Ravens geht es am kommenden Wochenende nach Mailand, bevor in 14 Tagen das letzte Saisonspiel gegen Barcelona folgt.

„Umfassendes Erlebnis“:

US-Generalkonsul schwärmt vom Ambiente

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