Abu Dhabi/Dubai – Als US-Erfolgstrainer Steve Kerr zur Lobeshymne auf die deutschen Basketballer ansetzte, waren diese schon mitten im Reisestress. Beinahe überstürzt verließen Dennis Schröder und Co. nach dem tapferen 91:99 gegen Topfavorit USA die hochmoderne Etihad Arena von Abu Dhabi, um den ambitionierten Zeitplan einzuhalten. Schon um 3.00 Uhr am frühen Montagmorgen – und damit weniger als fünf Stunden nach Spielende – hob der Flieger vom mehr als 100 Kilometer entfernten Dubai nach Japan ab, wo die Deutschen am Freitag (14.10 Uhr/Magentasport) zum WM-Auftakt direkt gegen den Gastgeber gefordert sind.
Die anerkennenden Worte von NBA-Koryphäe Kerr, der als Spieler an der Seite von Michael Jordan mit den Chicago Bulls einst Titel gewann, dürften den Basketballern auch auf dem Weg über Osaka nach Okinawa nicht entgangen sein. „Das war auf jeden Fall unser härtester Gegner. Sie sind ein großes, starkes Team. Dennis Schröder ist sehr schwer zu kontrollieren. Spanien war auch exzellent, aber es ist klar, dass Deutschland eines der besten Teams der Welt ist“, sagte Kerr in Abu Dhabi. So sehr wie am Sonntag war das US-Team in diesem Sommer bislang nicht gefordert worden.
Kerrs Botschaft nach dem hart erkämpften Sieg des WM-Topfavoriten, der zwischendurch mal mit 16 Punkten hinten lag, war eindeutig: Deutschland befindet sich in diesem Sommer auf Augenhöhe mit Spanien, dem Welt- und Europameister. „Sie sind definitiv ein Medaillenanwärter für die WM“, sagte Kerr. Diese Erkenntnis dürfte sich bei Bundestrainer Gordon Herbert in den vergangenen Wochen der Vorbereitung gefestigt haben. Ein Jahr nach Bronze bei der Heim-EM gab der 64 Jahre alte Kanadier eine weitere Medaille bereits im Juli als klares Ziel aus.
Unmittelbar vor Beginn der tückischen WM-Vorrundengruppe mit Japan, Mitfavorit Australien und Finnland befindet sich Deutschland auf einem guten Weg. „Wir spielen schon sehr gut. Ich bin sehr happy mit dem Team – die Physis stimmt, wir spielen als Team. Auch neben dem Feld passt es“, sagte Spielmacher Schröder. Der 29-Jährige, die beiden Wagner-Brüder Franz und Moritz sowie Daniel Theis sind die Schlüsselfiguren, wie das Test-Wochenende am Persischen Golf eindrucksvoll bewies. Alle vier befinden sich in exzellenter Verfassung. „Sie tragen die Mannschaft“, sagte Verbands-Vizepräsident Armin Andres. Gegen Griechenland hatten die Deutschen am Samstag einen souveränen 84:71-Sieg eingefahren. Nun heißt es: fliegen, regenerieren, in Fernost ankommen. Für einen wie Dennis Schröder aber nichts Ungewohntes. dpa