Budapest – Kristin Pudenz rückte noch mal ihre Startnummer zurecht, tippelte hin und her. Die Augen immer auf den Diskusring gerichtet. Und dann der letzte Versuch im Finale der Weltmeisterschaft: ungültig.
Statt der erhofften Medaille gab es Frust im Diskus. Pudenz (65,96 m) beendete den Wettkampf als Siebte, Craft (65,47 m) als Achte, Vita (63,19 m) schied als Zehnte vorzeitig und überraschend nach drei Würfen aus. Auch der Münchner Hochspringer Tobias Potye verpasste die Medaille, am Ende sprang ein fünfter Platz heraus.
„Die Lockerheit hat gefehlt“, sagte Vita. „Mein Wettkampf war solide. Aber solide reicht halt auf so einem Niveau nicht“, sagte Pudenz. Sensationssiegerin wurde die Amerikanerin Laulauge Tausaga (69,49 m), die in Tränen ausbrauch. Das Diskus-Trio gehörte vor der WM zu den Top Sieben der Welt. Umso höher waren im Vorfeld die Erwartungen, der Wettkampf wurde zu einem Hoffnungsträger der deutschen Leichtathletik. Plötzliches Rampenlicht für eine Sportart, die sonst nicht so im Fokus steht. „Nach dem Motto: Die wenigen, die noch da sind, müssen die Leistung auf jeden Fall abrufen“, hatte Pudenz unserer Zeitung gesagt. „Sicherlich ist auch Druck da, man möchte performen“, sagte Vita.
Im Finale performten dann aber andere, die Deutschen lauerten nur hinter den Medaillenrängen. Ein Ausrufezeichen, eine Botschaft an die Konkurrenz? Gab es nicht.
Im Hochsprung gab es eine hochklassige Flugshow. Am Ende gewann der Italiener Gianmarco Tamberi mit 2,36 m. Auch für Potye begann der Wettkampf gut. Die Einstiegshürde von 2,20 m? Kein Problem. Bei 2,25 m nur kurz gestrauchelt. Sieben der anfangs 13 Hochspringer schafften die 2,29 m – ein Zeichen der erwartet hohen Qualität – und Potye gehörte zu ihnen.
Letztes Jahr war er im Münchner Olympiastadion zu EM-Silber geflogen und hatte viele Experten überrascht. Und anschließend preisgegeben, dass er über Jahre auf Sprünge im Training verzichten musste, da der Körper das nicht mitgemacht hat. Immer wieder gab es Probleme mit dem Knie, „die mich die letzten drei bis vier Jahre gekostet haben“, sagte er damals. Potye verlässt sich auf sein ausgeprägtes Technikbild, das er immer wieder schnell abrufen kann – auch wenn die Sprünge im Training mal wieder ausbleiben. Dieses Jahr katapultierte er sich in London mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 2,34 m in die Weltspitze. „Ich konnte mich da oben zu Wort melden“, sagte der Sportsoldat.
Und genau das war auch der Plan für Budapest. Die 2,33 m übersprang der 27-Jährige im zweiten Versuch. Doch dann, bei 2,36 m, wurde die Luft zu dünn – drei Fehlversuche: „Ich habe mich geärgert, die Höhe hätte ich drin gehabt.“
Die Stars gaben dann den Ton an. Wie Tamberi, der vor dem Finalstart noch seine musikalischen Künste auf dem Schlagzeug der Stadionband zum Besten gab. Und das amerikanische Sprungwunder JuVaughn Harrison. Highlights gab es also an diesem Abend, doch die erwarteten deutschen Glanzlichter blieben blass.