Der Erfolgscoach mit dem Eishockey-Herz

von Redaktion

Gordon Herbert formte das DBB-Team zum Medaillen-Kandidat – mit kanadischen Qualitäten

Okinawa – Ein bisschen Kanada trägt Gordon Herbert immer im Herzen. „Ich bin als Eishockey-Fan aufgewachsen“, sagte der Basketball-Bundestrainer einmal: „Als ich angefangen habe, die deutsche Mannschaft zu trainieren, habe ich mehr Eishockey als Basketball geguckt.“ Manchmal sei der 64-Jährige gar um „vier oder fünf Uhr“ aufgestanden, um die NHL-Spiele seiner Vancouver Canucks zu schauen.

Eishockey sei etwas, bei dem er sich „zurücklehnen und es genießen kann“, sagte Herbert im Podcast Basketball Immersion, seit er als 15-Jähriger auf den Seen seiner Geburtsstadt Penticton spielte. Wenn man weiß, dass Herbert neben dem kanadischen auch den finnischen Pass besitzt, wundert einen gar nichts mehr. Selbst bei der WM in Japan, Indonesien und auf den Philippinen (25. August bis 10. September) begleitet die Leidenschaft für den Puck den Erfolgscoach.

Stichwort: „Racehorses and Pigs“, Rennpferde und Kampfschweine – so lässt sich Herberts Idee von der perfekten Mannschaft treffend zusammenfassen. „Sein Bild mit Rennpferden und Kampfschweinen kommt ursprünglich aus dem Eishockey“, sagte Nationalspieler Daniel Theis der Sport Bild. Daran angelehnt kreierte Fitnesstrainer Arne Greskowiak gar eigene Shirts mit Pferdekörper und Schweinekopf.

Herberts Verständnis von Rollen ist einer der Schlüssel für den Bronze-Coup bei der Heim-EM im Vorjahr gewesen. Klar steht die Teamchemie über allem. Natürlich muss sich jeder in der Defensive aufopfern. Aber Einzelkönnern wie Kapitän Dennis Schröder und Franz Wagner, Herbert nennt sie das „zweiköpfige Monster“, gewährt der Trainer Raum für geniale Momente.

Es gibt eben doch ein „I“ in „Team“, wie Herbert oft betont. Erfolg stellt sich nur ein, wenn sich das individuelle Talent für das Kollektiv nutzbar machen lasst. Und das schafft kaum einer so gut wie Herbert. „Der Coach gibt uns eine gute Balance aus Struktur und Freiheiten“, lobte Wagner. Diese Dualität spiegelt sich auch in Herbert selbst wider.

Wie er einst in einem FIBA-Interview zugab, besitze er zu einem gewissen Grad eine „doppelte Persönlichkeit“. Meist wirkt er in sich gekehrt, spricht in Interviews fast schon monoton und überrascht manchmal mit seinem trockenen Humor. Auf dem Basketball-Court kann er aber laut werden. „Ich habe die kanadische Eishockey-Mentalität“, so Herbert: „Ruhig abseits des Feldes, aber auf dem Court werde ich sehr emotional.“

Dabei bleibt sich Herbert stets treu, bei ihm wissen seine Spieler immer, woran sie sind. „Sie müssen mir vertrauen“, betonte er, ihm ist klar: Am Freitag (14.10 Uhr/Magenta Sport) mit dem Duell mit Gastgeber Japan beginnt ein steiniger Weg.

Mit seiner seriösen und vertrauensvollen Art kommt Herbert an, bei den Spielern sei er „sehr beliebt“, wie DBB-Präsident Ingo Weiss im Rahmen der Vertragsverlängerung bis 2025 hervorhob. Ein Gefühl, das der Kanadier nur zu gerne erwidert, obwohl er bereits so viele Teams in ganz Europa betreute und auch sein Heimatland an der Seite von Nick Nurse zur WM 2019 in China führte. „Es ist die beste Erfahrung“, so Herbert, „die ich mit einer Gruppe von Spielern als Trainer gemacht habe.“ Und alles begann auf den Seen Kanadas.  sid

Artikel 9 von 11