Hartmann bremst zu früh

von Redaktion

200-m-Sprinter scheidet überraschend im Vorlauf aus – Cheftrainerin zieht positives Zwischenfazit

Budapest – Er sollte der deutschen Leichtathletik bei der Weltmeisterschaft neuen Schwung verleihen, aber bremste zu früh. Die Erwartungen an Joshua Hartmann waren riesig, sogar von einer Zeit unter 20 Sekunden war die Rede. Aber ein 200-Meter-Rennen ist eben 200 Meter lang, und nicht 195 Meter. „Zur Seite gucken, schlecht starten, nicht durchlaufen, das Übliche“, nannte Hartmann als Fehlerquellen. Ganz schön viele für den Vorlauf einer Weltmeisterschaft.

Bei den deutschen Meisterschaften im Juli in Kassel war der 24-jährige schon nach 20,02 Sekunden angekommen, auch damals lief er nicht voll durch und jubelte schon vor der Ziellinie. Trotzdem reichte es für einen neuen deutschen Rekord. Aber zwischen Budapest und Kassel lag eine halbe Sekunde, also eine Welt.

„Schwer zu sagen, was passiert ist. Ich bin eigentlich besser drauf denn je“, sagte Hartmann. Er habe sich zu sicher gefühlt. Und bekommt daher auch nicht die Chance, sich auf der Bahn mit 100-m-Champion Noah Lyles zu messen.

„Das ist für uns überraschend“, sagte Bundestrainer David Corell. Das Weiterkommen war fest eingeplant. Hartmann musste den verpatzten Lauf erst mal 20 Minuten sacken lassen, traute sich dann vor die TV-Mikrofone und kam wenig später sichtlich enttäuscht in der Mixed Zone an. „Ich ziehe daraus nur Stärken. Ich werde aus meinen Fehlern lernen“, sagte der Kölner: „Am Sonntag wird die Staffel eingegriffen.“

Angreifen wollten auch die Diskuswerferinnen, aber während bei den Kontrahentinnen die persönlichen Bestleistungen teilweise sogar um Meter übertroffen worden, fehlte den Deutschen „der Ausreißer nach oben“, wie es Kristin Pudenz gestern auf der Pressekonferenz formulierte. Für nächstes Jahr in Paris, bei den Olympischen Spielen, wolle und müsse man besser vorbereitet sein. Aber aktuell ist nun mal Budapest und nicht Paris.

Und der gesamten deutschen Leichtathletik fehlt noch der Ausreißer nach oben. „Es fehlt die Medaille, das ist klar“, sagte Annett Stein, die Cheftrainerin der deutschen Leichtathletin. Aber man wisse ja auch, „dass wir mit einem geschwächten Team an den Start gegangen sind, weil wir im Vorfeld doch eine Reihe von Verletzungen verschmerzen mussten.“ Der DLV hofft nun besonders auf die Zehnkämpfer und Speerwerfer Julian Weber.

Trotz null Medaillen zeigte sich Stein zur WM-Hälfte zufrieden und sprach sogar von einem „sehr guten Start“ und nannte als Beleg sieben Top-8-Platzierungen, sechs persönliche Bestleistungen und zehn Saisonbestleistungen. Bestleistungen, das neue Edelmetall. N. M. SCHMITZ

Der Ausreißer nach oben fehlt

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