München – Es war ja nicht so, als hätte es Maurizio Jacobacci (60) nicht schon vorher geahnt. „Natürlich würde ich mir wünschen, dass die Saison vorbei wäre. Leider sind wir erst am Anfang“, sagte der Löwen-Trainer noch am Montag grinsend, nachdem sich seine Mannschaft durch die beiden Startsiege gegen Mannheim (2:0) und Duisburg (3:0) an die Tabellenspitze gehievt hatte. Es solle natürlich so erfolgreich weitergehen, „aber wir wissen auch, dass es Rückschläge geben wird.“
Und so kam es am Dienstagabend im ausverkauften Grünwalder Stadion dann auch. Die 1:2-Heimpleite gegen Aufsteiger Lübeck lässt Mannschaft und Trainer gleichermaßen ratlos zurück. Beherrschendes Thema: der unerklärliche Leistungseinbruch zwischen der 15. und 31. Minute, nachdem Julian Guttau (23) die Löwen mit seinem ersten Saisontor schnell mit 1:0 in Führung in brachte (11.). „Wir wollten zehn bis 20 Minuten Vollgas geben, eine hohe Intensität an den Tag legen. Das ist uns bis zum Tor gelungen. Dann verstehe ich nicht, wieso wir das Zepter für 15 Minuten aus der Hand geben“, kritisierte Jacobacci im Anschluss an die Partie.
Denn so druckvoll und dominant Sechzig das Spiel begann, so wehrlos und passiv wurden die Spieler in der Folge. Lübeck nutzte das aus, wurde erst mutiger und schlug dann auch zu – und musste dafür nicht mal selbst eingreifen: Fabian Greilinger bugsierte eine Ecke der Gäste per Flugkopfball völlig unbedrängt ins eigene Tor (25.).
Spätestens jetzt war der Bruch im Löwen-Spiel nicht mehr zu kitten. „Ich weiß nicht genau, wie ich das Tor beschreiben soll. Das passiert, schade. Aber auch danach haben wir uns noch nicht gefangen“, schüttelte Jacobacci den Kopf. Beim 1:2 nur sechs Minuten später verlor Manfred Starke (32) seinen Gegenspieler aus den Augen, Tarik Gözüsirin drehte die Partie nach einem Angriff durch die Mitte für die Gäste komplett. Jacobacci: „Da waren wir sehr, sehr passiv. Wir standen immer zu weit weg vom Gegner. Am Schluss müssen wir wegen passiven 15 Minuten eine Niederlage einstecken. Das müssen wir genau analysieren.“
Die zweite, eigentlich noch wichtigere Frage im Kampf gegen den Knick: Wie gefährlich wird die unnötige erste Saisonpleite für die neuformierten Löwen? Durch die beiden Startsiege schien aus 13 Neuzugängen zuletzt ein echtes Team zu wachsen – jetzt ist die Euphorie fürs Erste dahin. Wie geht die Mannschaft mit diesem Rückschlag nun um? Daran zu knabbern haben vor allem zwei Spieler.
Torschütze Julian Guttau nahm Jacobacci schon nach 37 Minuten wieder vom Feld. Höchststrafe! „Er war nicht angeschlagen. Mir hat es nicht gefallen, wie er defensiv gearbeitet hat“, erklärte Jacobacci dessen Auswechslung. Und Marlon Frey (27), der nach seiner abgelaufenen Rotsperre in der Liga erstmals spielberechtigt war für die Löwen, schmorte zum Anpfiff zunächst noch auf der Bank. Für ihn begann im Zentrum Niklas Tarnat (25). Jacobacci: „Ich wollte die Dynamik aus dem Duisburg-Spiel nicht gefährden. Darum habe ich mich entschieden, mit der gleichen Formation auch gegen Lübeck zu spielen“.
Dass die Pleite seine Spieler nun umwirft, glaubt der Schweizer aber nicht. Nein, sagt Jacobacci: „Ich glaube, wir können auch durch Niederlagen wachsen!“ Das sieht auch Kapitän Jesper Verlaat (27) so: „Der Mannschaft ist nicht abzusprechen, dass sie gekämpft hat. In der englischen Woche geht’s am Samstag direkt schnell weiter.“ Und zwar um 16.30 Uhr, bei Absteiger Sandhausen.
Verlaat versprach im Club-TV: „Wir werden direkt wieder angreifen!“