München – Nach Wochen des Dramas hat das Torwart-Theater des FC Bayern ein Happy-End genommen: Nicht nur, dass Manuel Neuer (37) nach seinem offenen Schien- und Wadenbeinbruch weiter große Fortschritte in der Reha macht und am Mittwochvormittag bereits wieder über den Rasen an der Säbener Straße flog – auch die Lücke dahinter wurde im Laufe des Dienstags geschlossen. Nachdem es bereits tagsüber den Durchbruch in den Verhandlungen gab, waren sich alle Parteien am späten Abend final einig: Daniel Peretz (23) von Maccabi Tel Aviv wird sich definitiv dem deutschen Rekordmeister anschließen.
Zwischenzeitlich schien es so, als stünde der Deal auf der Kippe, weil die Israelis plötzlich sieben Millionen Euro Ablöse forderten. Daraufhin erhöhten die Münchner ihr Angebot von fünf Millionen Euro um 500 000 Euro und waren mit dieser Offerte erfolgreich. Die Standhaftigkeit der Bosse hat sich ausgezahlt, der israelische U21-Torhüter mit deutschem Pass wird einen Fünfjahresvertrag unterschreiben.
Allerdings müssen sich die Bayern noch etwas gedulden, ehe ihr neuer Keeper in München aufschlägt. Peretz spielt mit Maccabi am Donnerstag noch in den Playoffs zur Conference League gegen den slowenischen Club NK Celje und wird erst im Laufe des Freitags zum Medizincheck erwartet. Läuft alles nach Plan, könnte Peretz am Sonntag im Bundesligaspiel gegen den FC Augsburg (17.30 Uhr, DAZN) auf der Bank Platz nehmen.
Nachdem die Bayern im Laufe des Transfersommers mit Yann Sommer (34/Inter Mailand), Alexander Nübel (26/ Leihe zum VfB Stuttgart) und Johannes Schenk (20/Leihe zu Preußen Münster) gleich drei Keeper innerhalb weniger Wochen abgegeben haben, entschieden sich die Verantwortlichen für diese exotische Lösung. Doch wer denkt, dass der entscheidende Gedankenblitz aus dem Nichts kam, der irrt. Bereits während der U21-EM im Sommer fiel Peretz den Münchner Talentespähern auf. Die deutsche Auswahl brachte der israelische Torwart beim 1:1 zum Verzweifeln. Peretz hielt Elfmeter von Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam. „Peretz muss auf einem höheren Niveau spielen, um sich zu verbessern“, sagt Leslie Reed (70), Leiter der Scouting-Ausbildung bei der UEFA, dem Magazin Forbes. „Er ist ein moderner Torwart.“
Bis Neuer wieder einsatzbereit ist, soll Peretz mit Sven Ulreich (35) um den Platz im Tor kämpfen. „Er ist ein junger Keeper und natürlich habe ich ihn bei der U21-EM ein bisschen gesehen“, meinte Ulreich nach dem 4:0 in Bremen über seinen neuen Konkurrenten. „Ein guter Fang auch für die Zukunft, der sich dann entwickeln kann bei uns. Da hat er mit Manu und mir dann auch gute Leute um sich, um da ein bisschen was zu lernen.“
Sich schon das ein oder andere abschauen von Manuel Neuer und Sven Ulreich konnte womöglich Bayerns Nachwuchskeeper Tom Ritzy Hülsmann. Der 19-Jährige kam 2017 von Eintracht Trier zum FCB und spielte seitdem in der U17, U19 und zweiten Mannschaft. Zuletzt war er beim 0:3 im Supercup gegen Leipzig und beim 4:0 zum Liga-Auftakt in Bremen hinter Sven Ulreich Ersatztorwart. Nun hat er bei den Bayern seinen ersten Profivertrag unterschrieben. Der Kontrakt läuft drei Jahre bis 2026.