Bereit für den nächsten Neubeginn

von Redaktion

Markus Dieckmann will am Sonntag Volleyball-Präsident werden – die Wahl gilt als sicher

München – Clemens Wickler hatte die Neuigkeit gar nicht so recht glauben wollen. Deutschlands bester Beachvolleyballer hatte zuletzt ja auch nicht viel Gutes aus dem Deutschen Volleyball Verband (DVV) zu hören bekommen. Nun aber ist tatsächlich klar: Wicklers Ex-Coach und Freund Markus Dieckmann will sich als Krisenmanager an der Spitze des Verbandes versuchen. Der 47-Jährige wird sich am Sonntag bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des DVV mit einem Team, dem auch London-Olympiasieger Julius Brink angehört, zur Wahl stellen. Der Zuschlag gilt als sicher. „Es kann nur funktionieren, wenn es jemanden gibt, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen“, sagte Dieckmann.

Die Aufbruchstimmung ist schon im Vorfeld spürbar. Vor allem im Athletenkreis sorgt das Vorhaben des 47-jährigen Ex-Beach-Europameisters Dieckmann für Euphorie. So wie bei Wickler eben („Überragend“).

Und das ist dann doch Neuland für einen Verband, bei dem gerade zum zweiten Mal binnen von fünf Jahren die komplette Führung mangels Rückhalt zurückgetreten ist. Und natürlich würde die Mannschaft um Dieckmann und Brink den Rückenwind gerne für ihr Vorhaben nutzen, den DVV endlich wieder in ruhiges Fahrwasser zu führen. „Wir wollen völlig transparent die nötigen Schritte gehen“, sagte Dieckmann.

Und das ist ja genau der Punkt, der der alten Führung um Präsident René Hecht zentral angelastet wurde. Dass viele Belange des Verbandes im Verborgenen geregelt wurden und die Basis der Landesverbände vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Es machte die Sache auch nicht einfacher, dass Hecht sich nach den zahlreichen Abgängen im Bereich des Fachpersonals zunehmend ins operative Geschäft einklinkte. Gemäß der neu geschaffenen Strukturen ist das im DVV aber eigentlich den hauptamtlichen Vorständen vorbehalten. Das Präsidium hat demnach neben der repräsentativen vor allem eine kontrollierende Funktion im Stile eines Aufsichtsrates.

Doch das Problem ist nun: Zum Zeitpunkt des Amtsantritts hat das neue Präsidium niemanden mehr zum Kontrollieren. Die eigentlich auch demissionierte Sport-Vorständin Julia Frauendorf hatte sich trotz der heftigen Kritik zur Verfügung gestellt, die Geschäfte noch übergangsweise weiterzuführen („Weil mir unheimlich viel am Volleyball liegt.“). Doch ab September ist auch ihr Stuhl in der Verbandszentrale unbesetzt. „Personalentscheidungen“ sind wenig überraschend auch die erste Hausaufgabe, die sich Markus Dieckmann und seine Mitstreiter für den Fall der Wahl vorgenommen haben.

Wobei viel dafür spricht, dass es der Crew um die ehemaligen Strandvolleyballer Dieckmann und Brink tatsächlich gelingen könnte, den Laden schnell wieder zum Laufen zu bringen. Denn das prominente Duo bringt rund ein Dutzend Mitstreiter aus der Szene mit ein, die sich in ihren jeweiligen Spezialgebieten wie Spitzensport, Training oder Medien engagieren wollen.

Doch Eile ist auch vonnöten. Die, für den Verband gerade mit Blick auf die staatlichen Fördergelder überaus wichtigen Olympia-Qualifikationen nähern sich der entscheidenden Phase. Mit strukturellen Verbesserungen will man den Spielern dafür die bestmöglichen Voraussetzungen schaffen.

Bislang hat man von sechs möglichen Startplätzen in Halle und auf Sand nur deren zwei weitgehend sicher. Die Beachvolleyball-Duos Nils Ehlers/Clemens Wickler und Cinja Tillmann/Svenja Müller liegen klar auf Kurs in Richtung Paris. PATRICK REICHELT

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