Eine Party im deutschen Hockey-Mekka

von Redaktion

Die EM in Mönchengladbach ist das erwartete Fest – die Erfolge der Gastgeber tun ihr Übriges

VON TITUS FISCHER

Mönchengladbach – Das gibt es nur ganz selten bei Mannschaftssportarten: Europameisterschaften der Frauen und Männer finden am selben Ort zur gleichen Zeit statt. Im Hockey ist das Normalität. Derzeit wird in Mönchengladbach, im einzigen Hockeystadion Deutschlands, um Medaillen gekämpft, und um das direkte Ticket für Paris 2024, das der Europameister bekommt.

Den ersten Titel für Deutschland gab es schon am Mittwoch zu bejubeln: Denn bei den EuroHockey ID Championships für Menschen mit geistiger Behinderung holte Deutschland Gold. Mit 7:1 wurde England im Finale geschlagen. Die gemischte Mannschaft aus Männern und Frauen durfte im großen Sparkassenpark, nur einen Schlenzball vom Borussia-Park entfernt, in dem Borussia Mönchengladbach seine Heimspiele in der Fußball-Bundesliga austrägt, das Endspiel austragen.

Zurück zur EM: Hier staunten die Italienerinnen nicht schlecht, als sie am Dienstag aus der Kabine zum Aufwärmen für das anstehende Spiel gegen die Olympiasiegerinnen aus den Niederlanden kamen. Mit „Italia, Italia …“, wurden sie von Schülern begeisternd begrüßt und die große Freude darüber war den Spielerinnen anzusehen. Half nichts: Am Ende setzte sich der haushohe Favorit mit 5:0 durch.

Großartige Stimmung herrschte auch am Montagabend beim „Spiel der Spiele“ in der Männer-Vorrunde zwischen Deutschland und den Niederlanden. Nach einem verschlafenen Auftakt mit einem 3:3 gegen Wales steigerte sich das deutsche Team und siegte mit 3:0. Die über 9000 Zuschauer im ausverkauften Stadion sorgten für Gänsehautatmosphäre. Bundestrainer André Henning hatte zuvor gefordert: „Vor dieser Kulisse eine Hockey-Party zu feiern, ist megageil – wir wollen den Funken überspringen lassen!“

Es ist ein Sport zum Anfassen. Die Fans sind auch deshalb begeistert, sie sind ganz nahe dran an den Hockeystars. Jeder Spieler, egal von welcher Mannschaft, nimmt sich nach den Matches Zeit für Autogramme oder Selfies.

Sportlich wollen die Männer, immerhin amtierender Weltmeister, den ersten EM-Titel seit 2013 holen. Damals siegten übrigens zuletzt auch die Damen. Heute Abend geht es für die Männer um 21 Uhr im Halbfinale gegen England. Die Neuauflage des Viertelfinales der WM in Indien – exakt sieben Monate danach. Damals hatten die Deutschen in einem unvergesslichen Spiel einen 0:2-Rückstand in den letzten zwei Minuten egalisiert und sich dann im Penaltyschießen durchgesetzt. „Wir erwarten eine sehr enge Manndeckung der Engländer. Da müssen wir Geduld haben“, fordert Henning. Seinem Spieler Timur Oruz ist nicht bange: „Wir haben drei richtig gute Eckenschützen in unseren Reihen. Das haben nicht viele von den anderen Halbfinal-Mannschaften.“

Das zweite Semifinale bestreiten die Niederlande und Olympiasieger Belgien. Einen großen Unterschied zu diesen Teams gibt es aber: „Bei allen anderen Mannschaften, die im Halbfinale stehen und auch bei den Franzosen und den Spaniern wird zentral trainiert. Die sehen sich also alle dreimal die Woche zum Training. Bei uns ist das anders. Deshalb wird es bei uns nie so sein, dass wir gleich im ersten Spiel unsere beste Leistung bringen“, erklärt der Bundestrainer. Hinzu kommt: „Wir sind eine Mannschaft, die muss man picken. Da muss der Erfolgsdruck da sein, dann liefert sie ab.“ So wie bei der vergangenen WM oder jetzt gegen die Niederlande.

Und natürlich hält man im deutschen Hockey zusammen. Das Halbfinalspiel der Frauen (0:1 gegen Belgien) schauten sich die Männer gemeinsam an.

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