München – Maurizio Jacobacci (60) hatte es eilig. Schon um 13 Uhr saß der Trainer am Freitag im Pressestürberl der Löwen, um über das nächste Spiel an diesem Samstag (16.30 Uhr/MagentaSport) in Sandhausen zu sprechen. Eigentlich war die Pressekonferenz erst um 13.15 Uhr angesetzt – doch Jacobacci war schon da. Denn in dem Schweizer mit italienischen Wurzeln rumorte es. Die 1:2-Heimpeite gegen Aufsteiger Lübeck lag Jacobacci erkennbar noch schwer im Magen. „Wir hatten die Chance, unsere sehr gute Position, die wir uns nach den Siegen gegen Mannheim und Duisburg erarbeitet hatten, zu vergolden. Ich finde es schade, dass wir das nicht geschafft haben“, sagte Jacobacci.
Zur Erinnerung: Nach elf sehr guten Minuten führten die Löwen gegen Lübeck hochverdient mit 1:0, verloren in den 15 rätselhaften Minuten danach aber erst die Kontrolle und schließlich sogar noch das ganze Spiel. Vor der Auswärtspartie in Sandhausen erhöhte Jacobacci deshalb den Druck – und zählte seine Mannschaft öffentlich an.
„Ich habe mit der Mannschaft Tacheles geredet und ihr meine Ansprüche erklärt“, sagte Jacobacci am Freitagnachmittag. „Entscheidend ist die Einstellung. Darauf kommt es an. Es gilt, 100 Prozent umzusetzen, nicht 99. Nur weil wir 1:0 führen, dürfen wir uns nicht zurücklehnen und denken, es geht vielleicht von alleine. Nein, es geht eben nicht von alleine!“
In Sandhausen erwartet Jacobacci von seinen Löwen vor allem „Kampf- und Laufbereitschaft.“ Und wer nicht spurt, bekäme das auch zu spüren. „Entscheidend ist für mich die Mentalität. Bei dem einen oder anderen hat die gefehlt“, sagt der Löwen-Coach. „Wir können uns keinen einzelnen Spieler leisten, der weniger macht als die Kollegen. Das habe ich auch dem Team signalisiert. Wenn einer das jetzt nicht verstanden hat, bekommt er keine dritte Chance.“ Rumms!
Wahrscheinlich ist, dass Jacobacci in der Startformation eine Änderung vornimmt. Wie schon nach der 35. Minute gegen Lübeck dürfte der als Anführer verpflichtete „Sechser“ Marlon Frey (27) für Linksaußen Julian Guttau (23) ins Team rücken und mit Niklas Tarnat (25) das Mittelfeld-Zentrum beackern. „Mit ihm haben wir wieder eine gewisse Struktur bekommen“, sagt Jacobacci rückblickend. Guttau nahm er gleichzeitig in Schutz: „Ob er spielt oder nicht spielt, hat nichts mit seiner Leistung zutun. Das ist eine taktische Maßnahme.“ Absteiger Sandhausen schätzt der Coach als Gegner ein, der „enorm viel Qualität hat“. Auf seine Mannschaft warte ein ganz schweres Spiel. „ Wir dürfen da nicht hinfahren, um ein Resultat zu verteidigen, sondern müssen zeigen, dass wir gewinnen wollen.“ Personell kann Jacobacci fast aus dem Vollen schöpfen. Bis auf Innenverteidiger Michael Glück (20/im Aufbautraining) und die Verletzten Philipp Steinhart (31) und Tim Rieder (29) sind alle Mann an Bord.
Gute Voraussetzungen eigentlich, um den dritten Sieg im vierten Spiel einzufahren. „Wenn man mich gefragt hätte, mit was könntest du zufrieden sein nach den ersten drei Spielen? Dann hätte ich wahrscheinlich diese sechs Punkte unterschrieben“, sagt Jacobacci über den Saisonstart. „Wir haben es versiebt. Wir dürfen aber nicht den Stab über dem Team brechen.“ Noch nicht – aber Jacobacci erhöht schon mal den Druck …