Budapest – Es waren gerade einmal drei der zehn Disziplinen absolviert – und Leo Neugebauer hatte schon keine Stimme mehr. Wobei der deutsche Zehnkämpfer eine elfte Disziplin für sich entdeckte, das Jubeln. Nach einem guten 100-m-Lauf (10,69 Sekunden) begann die Show des 23-Jährigen. 8,00 Meter im Weitsprung, persönliche Bestleistung. 17,04 Meter im Kugelstoßen, persönliche Bestleistung.
Anfang Juni hatte Neugebauer bei den College-Meisterschaften in Texas einen neuen deutschen Rekord und die Weltjahresbestleistung aufgestellt. Viele Experten waren gespannt, ob der Ausnahmeathlet diese Leistungen auch auf der großen WM-Bühne präsentieren kann. Und er konnte. Nach den Glanzstücken beim Kugelstoßen und Weitsprung trommelte sich Neugebauer auf die Brust und sprintete los, jubelte ausgelassen. Fast so, als sei der Zehnkampf schon vorbei. „Bisher macht es sehr viel Spaß. Geiles Stadion, ich liebe das Wetter, ich genieße die Hitze sehr“, sagte der College-Student, der zwischen und nach den Wettkämpfen zahlreiche Selfie-Wünsche der Fans erfüllte. Und auf den Rängen von einem eigenen Fanclub – mittendrin sein Vater – unterstützt wurde. „Leine los und volle Pulle drauf“, gab Bundestrainer Christopher Hallmann die Marschrichtung vor.
Neugebauer setzte den Wunsch des Trainers um – im Hochsprung 2,02 m, für die 400 m brauchte er 47,99 Sekunden. Damit stand die Führung mit 4640 Punkten nach Tag eins, Manuel Eitel lag auf Rang zwölf.
Beim amtierenden Europameister Niklas Kaul lief der Start verhalten, vormittags klagte er über Hüftprobleme. „Am liebsten würde ich mich jetzt zwei Tage in die Eistonne legen“, sagte der Weltmeister von 2019: „Ich habe aber nur vier Stunden.“ Abends musste Kaul am Fuß behandeln werden, brach den Hochsprung nach 2,02 m ab. Über die 400 Meter trat der 25-Jährige nicht mehr an. Die Verletzung am Fuß sei zu schwerwiegend, teilte der Verbandsarzt mit. nms