Peretz-Verpflichtung

Vorläufiges Ende des Torwart-Theaters

von Redaktion

MANUEL BONKE

Mit dem Freitag und der Ankunft von Daniel Peretz in München hat das Torwart-Theater beim FC Bayern ein Ende gefunden. Vorläufig. Obwohl der 23-jährige Israeli als vielversprechendes Talent verpflichtet wurde, bestimmen das Geschehen zwischen den Pfosten nach wie vor Manuel Neuer und dessen Gesundheitszustand. Als sich abzeichnete, dass eine zweite Operation im Rahmen der Reha – es wurden Metallteile im Wadenbein entfernt – den Genesungsverlauf tatsächlich beschleunigt, verwarf man umgehend die Idee, einen Torhüter von (einstiger) internationaler Klasse wie David de Gea zu verpflichten. Stattdessen legten sich die Kaderplaner fest, mit Sven Ulreich in die Saison zu gehen, Peretz als Nummer drei zu holen – und auf gutes Heilfleisch von Neuer zu hoffen.

Damit hat sich der deutsche Rekordmeister abhängiger denn je von seinem Kapitän gemacht, der mittlerweile schon 37 Jahre alt ist. Es ehrt die Entscheider des FC Bayern, dass sie die Verdienste Neuers zu schätzen wissen und ihm alle Zeit der Welt geben. Er hat den Münchnern durch sein Ausnahmekönnen nicht nur zahlreiche Titel festgehalten, er ist gemeinsam mit Thomas Müller das personifizierte Mia-san-mia-Gefühl. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der mehrmalige Welttorhüter mit dem Erreichen der Ü30-Marke immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Seit seinem Mittelfußbruch im April 2017 liest sich die Krankenakte wie folgt: Fingerverletzung, Wadenprobleme, Muskelfaserriss, Kapselverletzung, Knie-Operation, Schultereckgelenksprellung. Seine Ausfallzeit beträgt seitdem – Stand Samstag – 762 Tage.

Die Konsequenz daraus war in den vergangenen Jahren zu sehen: Selbst wenn Neuer nicht in Topform ist, ist er im nationalen Vergleich immer noch der stärkste Keeper und zählt auch im internationalen Wettbewerb noch zu den Weltklasse-Torhütern – doch er entschärft deutlich weniger Schüsse aus der Kategorie „unhaltbar“. Und genau diese Fähigkeit war es, die Neuer den Ruf als bester Torwart aller Zeiten einbrachte. Neuers Vertrag läuft nächsten Sommer aus. Die Verantwortlichen müssen die Zeit intensiv nutzen, um ihre neue Nummer drei als Thronfolger von Neuer aufzubauen, oder aber die Verpflichtung eines erfahrenen Torhüters im Hintergrund vorantreiben. Wie es nicht geht, haben die Beispiele von Alexander Nübel und Yann Sommer gezeigt.

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