Applaus für den Klatschspieler, der die Räume beläuft

von Redaktion

TV-KRITIK

Der FCA steht vor dem FCB – aber nur im Alphabet, nicht in der Bundesliga-Tabelle. DAZN hat recht kurzweilig den Bayern-Dreier gegen Augsburg übertragen, mit „verbalen Worten“, so Moderatorin Laura Wontorra. Es gab „Amplitüden“, wie es Kommentator Uli Hebel ausdrückte – und Plattitüden.

– Die Moderatorin: Mit der lustigen und lebenslustigen Laura Wontorra ist es nie fad. Gestern hat sie im Doppelpass spaßeshalber ausgeplaudert, wie ihr Studium bezahlt wurde: „Mein Vater hat es mit dem Geld aus dem Phrasenschwein finanziert.“ In der Allianz Arena machte sie fröhlich weiter und schäkerte mit Kommentator Hebel: „Ich klatsche immer Applaus, wenn ich dich sehe. Es gibt nur einen Uli Hebel, er spielt bei mir immer.“ Die Laura war ein bisschen verliebt. Und sie stellte Michael Ballack sinnvolle Fragen, die der Vize-Capitano nicht immer sinnvoll beantwortete.

– Der Experte: Auch Ballack redete übers Applaudieren – genau gesagt, über „Klatschspieler“ Harry Kane. So heißt das im neumodischen Fußball-Deutsch, zu dem auch das gehörte: „Kane ist sich nicht zu schade, Räume zu belaufen.“ Ballack neigt bei seinen verbalen Worten zum komplizierten Referieren, statt Fußball auf den Punkt zu bringen. Außerdem erfand er den Formel-1-Hybridfußballer „Alonso Davies“. Als sich Laura bei ihm erkundigte, wie er anstelle von Thomas Tuchel aufgestellt hätte, haben wir uns gedacht: Ja mei, wenn es Ballack besser wüsste als Tuchel, wäre er ein erfolgreicher Trainer – und müsste nicht beim DAZN mit dem Mikro in der Hand rumstehen.

– Die Kommentatoren: Bei Laura-Spatzl Uli Hebel zuzuhören, ist immer eine Freude. Er begrüßte die überwiegend wohlhabenden DAZN-Abonnenten mit einem zünftigen „Grüß Gott und Servus zur Bayerischen Meisterschaft“. Und er berichtete vom bisweilen „andersartigen Trainer“ Thomas Tuchel, der im Interview vor dem Spiel den nächsten Antrag auf Erteilung eines Sechsers stellte. Wir lernen: Tuchel ist eher andersartig als artig. Kollege Ballack redete, Laberrhabarber, 90 Minuten durch. Und er verriet, was Tuchel fürs Mittelfeld vorschwebt: „Eine Holding Six, die vor den Innenverteidigern sitzt, und immer sitzt.“

Der hyperaktive Jo Kimmich steht dagegen immer rum, und manchmal läuft er sogar. Setzen Sechs, FC Bayern! JÖRG HEINRICH

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