Budapest – Es dauerte nicht lange, da schickte Julian Weber die erste Ansage Richtung Speerwurf-Konkurrenz. Das Motto für das kommende Jahr? „Noch besser trainieren, noch härter trainieren und dann unschlagbar sein.“
In Budapest lag am letzten Wettkampfabend der Weltmeisterschaft die Hoffnung der deutschen Leichtathletik auf den Schultern Webers, doch statt der Medaille wurde es der unliebsame vierte Platz, mit dem der 28-Jährige in den letzten Jahren schon häufiger Bekanntschaft machen musste. Vierter bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021, Vierter bei der WM in Eugene 2022.
Der Europameistertitel von München aus dem vergangenen Sommer sollte dann eigentlich der Brustlöser sein. München, so erzählte Weber unserer Zeitung, habe ihm neues Selbstbewusstsein gegeben und seine Position gestärkt.
Doch mit der Anlage in Budapest fremdelte er schon in der Qualifikation. Die Abwurflinie war nicht direkt am Rasen, das brachte Weber aus dem Konzept. Auch Versuche, den Kopf abzuschalten und einfach nicht mehr hinzugucken, scheiterten. „Das hat sich so angefühlt, als würde man in der Mitte vom Tartan abwerfen. Das ist für mich der Horror“, sagte der Mainzer, der aus der Erfahrung seine Lehren ziehen möchte: „Nächstes Jahr kann die Abwurflinie sein, wo sie will.“
Am Ende standen bei Weber 85,79 m, der Tscheche Jakub Vadlejch (86,67 m) zog im fünften Versuch vorbei. Gold ging an den überragenden Olympiasieger Neeraj Chopra (88,17/Indien). „Da kommen immer mehr Inder. Die sind extrem stark und werfen richtig gut“, sagte Weber. Gleich drei indische Speerwerfer schafften es unter die Top 6. Trainiert werden die Hochkaräter vom deutschen Klaus Bartonietz.
Weber ließ, wie schon Gina Lückenkemper, durchklingen, dass die Wettkampfsteuerung in diesem Jahr nicht optimal gewesen sei und er so eben nicht zum Höhepunkt in der besten Form war. Sprach von einer langen und harten Saison mit vielen Wettkämpfen. „Vielleicht hat es daran auch ein bisschen gelegen, man ist halt einfach nicht mehr so frisch wie am Anfang der Saison. Man zerlegt sich da jedes Mal so ein bisschen, das spürt der Körper natürlich.“
Auf dem Weg Richtung Olympia in Paris hofft der Sportsoldat dann auch wieder auf Unterstützung aus dem eigenen Nationalteam. Keine Auftritte mehr als Solist im Rampenlicht. Andreas Hoffmann oder auch auch Johannes Vetter traut er die alte Form zu. „Nächstes Jahr kommt der Speerwurf zurück“, sagt Weber: „Dann sind wir wieder alle am Start und dann holt der Speerwurf wieder die Medaillen.“ nms