Zaandvoort – Williams’ Quoten-Amerikaner Logan Sargeant (21) hat ein Problem: An sich ist es ein Erfolg, mit dem immer stärker werdenden Traditionsteam das erste Mal in seiner noch jungen Formel-1-Karriere als Zehnter in die Top Ten beim Qualifying zum Großen Preis der Niederlande zu fahren. Würde da nicht die kleine, aber ernst zu nehmende Drohung seines Teamchefs James Vowles im Raume stehen. Der von Mercedes zum Kundenteam Williams gewechselte Brite hat klare Ansagen an den jungen Amerikaner gemacht, wie er sich dessen Zukunft bei seinem Team vorstellt. Und die steht und fällt im Vergleich mit seinem erfahrenen Teamkollegen Alexander Albon (28). „Die Formel 1 ist die Spitze des Motorsports und ein knallharter Wettbewerb. Man muss sich seinen Platz dort verdienen“, sagte der Teamchef. „Er braucht mehr Konstanz, und sein Rückstand auf Alex muss mit der Zeit schrumpfen.“
Genau das war in Zandvoort wieder das Problem: Eine Sekunde betrug sein Rückstand auf Alexander Albon. Schlimmer noch: Er setzte den Williams in Q3 auch noch in die Bande. „Das war enttäuschend“, gibt Sargeant geknickt zu. „Ich wollte dem Team kein schwer beschädigtes Auto zurücklassen. Das war ein unnötiger Fehler, der sehr teuer ist. Solche kostspieligen Fehler muss ich abstellen.“
Ein Satz, der an Mick Schumachers Haas-Saison 2022 erinnert. Es waren ein oder zwei Unfälle zu viel, die die Kasse des Haas-Teams belasteten und Teamchef Günther Steiner den Geduldsfaden reißen ließen. Am Ende musste er sein Cockpit räumen.
Allein, typisch für die knallharte Formel-1-Philosophie: Ausgerechnet der unsanft gefeuerte Schumacher könnte jetzt der Profiteur bei einem Rauswurf Sargeants sein. Sport1 erfuhr: Mercedes-Teamchef Toto Wolff versucht seinem Testfahrer zurück in die Startaufstellung zu verhelfen. Ein Schumacher-Insider: „Ich glaube, Toto will Mick zurück in die Formel 1 bringen, um etwas zu beweisen – auch gegenüber Red Bull.“ Immer wieder schoss Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko verbale Spitzen gegen seinen Erzfeind Wolff ab, wenn es um eine Zukunft Mick Schumachers ging.
Was noch für Schumacher sprechen könnte: Bei privaten Testfahrten für McLaren, ebenfalls Kundenteam der Stuttgarter, lobten die Bosse Schumi junior über den grünen Klee. Was McLaren-CEO Zak Brown und Teamchef Andrea Stella unisono sagten, ist durch die interne Mercedes-Vernetzung zu Williams-Chef Vowles vorgedrungen. Und könnte ein Türöffner für das heiß ersehnte Formel-1-Comeback von Mick Schumacher werden. Zum Leidwesen Logan Sargeants. RALF BACH