Nahezu geräuschlos – verkündet nur via pflichtschuldiger Pressemitteilung und dann eben sichtbar auf den Banden im Stadion – hat die Sponsorenfamilie des FC Bayern Zuwachs bekommen. Die Diskretion dürfte sich dadurch erklären: Den Münchner Verantwortlichen wird klar sein, dass auch dieser Deal Diskussionen nach sich zieht. Wie schon die nun aufgelöste Partnerschaft mit Katar, die über Jahre das gesellschaftspolitische Thema war, das den Verein regelmäßig durchrüttelte. Zwar ist nun in der Nachfolge nicht Saudi-Arabien, der neue Vielfraß des großen Fußballs, eingestiegen, sondern ein eher überraschender Player – doch beileibe kein unproblematischer. Er versteckt sich hinter einer Schreibweise, an die man sich erst gewöhnen muss: „Visit Rwanda“ heißt es nun bei den Bayern. Das Land, das um sich Besuche bei sich wirbt, ist Ruanda. Und die meisten Deutschen werden wahrscheinlich diese Assoziation haben, die der sehr erfolgreiche Kinofilm „Hotel Ruanda“ geschaffen hat: Ein für uns schwer zu verstehender Bürgerkrieg zwischen Hutu und Tutsi mit annähernd einer Million Todesopfer.
Das ist fast 30 Jahre her und Ruanda ein Land, das sich weitgehend befriedet hat. Doch wenn man näher hinblickt, stellt sich ein Unwohlsein ein: Viel Geld nehmen von einem Staat, in dem die meisten Menschen noch immer in Armut leben müssen und in dem es um die Menschenrechtssituation nicht gut bestellt ist? Die Für-und-wider-Argumente sind aus den Katar-Debatten bekannt: Es gibt große deutsche Firmen, die in Ruanda investiert sind, tatsächlich fahren auch schon etliche deutsche Touristen in dieses wohl schöne Land – muss sich also der Sport zieren, wenn er mit im Boot sitzt?
Was bei solchen Partnerschaften den merkwürdigen Beigeschmack verursacht. ist das missionarische Gehabe. Auch der FC Bayern kann sich davon nicht freimachen. In Katar war er angeblich als Mahner in Sachen Menschenrechten und Gleichstellung unterwegs, in Ruanda macht er es sich zur Aufgabe, Fußballschulen aufzubauen und jungen Menschen Lebensfreude und Perspektive über den Sport zu vermitteln. Nun ja: Der FC Bayern muss seine Mannschaft finanzieren, es geht schlicht um Einnahmen. Wählerischer ist der Club durch seine Katar-Erfahrung nicht geworden.
Allerdings stehen andere Bundesligavereine moralisch auch nicht über den Bayern. Jedes Wochenende sind Werbebotschaften für (chinesische) Wettanbieter zu sehen, der Profifußball in Deutschland ist ein flächendeckender Treiber der Glücksspielsucht. Feiern möchte man vor diesem Hintergrund jeden Meter Bande fürs örtliche Bauunternehmen oder den Getränkemarkt. Nur leider: Kommt kaum noch vor. Was den Finanzierungsbedarf betrifft, sind die Clubs ihrem regionalen Umfeld entwachsen.
Guenter.Klein@ovb.net