Wie Lockvogel Kalle bei Kane am Ball blieb

von Redaktion

Rummenigge: So lief Bayerns Mega-Wechsel

VON PHILIPP KESSLER

München – Harry Kane (30) ist offenbar immer erreichbar. Selbst im Familien-Urlaub – zwischen Palmen, Strand und Meer – verlor der Stürmer sein Handy nicht aus den Augen. Zumindest dann, wenn eine Nachricht des FC Bayern auf dem Bildschirm aufploppte. Das verriet nun Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge (67).

„Wir waren uns in unserem Transfer-Ausschuss vom ersten Tag an alle einig, dass wir diesen Transfer machen wollen. Jeder hatte dann so seine Aufgabe, und meine war es, mit Harry viel Kontakt zu halten. Ich habe sehr viel mit ihm gesprochen und sofort festgestellt, was für ein guter Typ er ist“, erzählte Rummenigge in der aktuellen Folge des Podcasts „Phrasenmäher“. „Den ersten Kontakt hatte ich, als er noch im Urlaub auf den Bahamas war. Ich habe ihm geschrieben, dass ich gern mal mit ihm telefonieren würde, und er hat – wie später immer – innerhalb von nur zwei Minuten geantwortet, was in der WhatsApp-Messenger-Welt ja auch nicht die Norm ist.“

Die Münchner wollten unbedingt einen neuen Mittelstürme – der Transfer des damaligen Tottenham-Kapitäns Kane hatte daher absolute Priorität. „Ich habe ihm gesagt: ‚Wir werden alles tun, damit dieser Transfer stattfindet, weil wir alle überzeugt sind, dass du der wichtigste Mann im gesamten Transfermarkt für uns bist’“, so der langjährige Vorstandsvorsitzende des FC Bayern.

Rummenigge sah in der Operation Kane durchaus Parallelen zu seinem Wechsel 1984 vom Rekordmeister zu Inter Mailand, wie er Kane erzählte. „Ich hatte beim FC Bayern alles, ich war praktisch der König mit einem großen Hofstaat, aber ich wollte noch diese neue Erfahrung im Ausland machen und habe ihm dann geschildert, dass es auch bei mir kein einfacher Transfer war“, sagte Rummenigge.

Wichtig: Die Bayern-Entscheider um CEO Jan-Christian Dreesen (55) verloren im Poker mit Tottenham-Boss Daniel Levy (61) nicht die Nerven.

„Ein unheimlich schwieriger Transfer“, meinte Rummenigge. „Eigentlich war der Transfer in der Nacht von Donnerstag (10.8., Anm. d. Red.) auf Freitag um 2.54 Uhr gemacht. Alle drei Parteien hatte Einigkeit.“ Rummenigge sei danach relativ entspannt, aber spät ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen habe er um 7 Uhr eine Nachricht von Dreesen erhalten: Tottenham würde gewisse Dinge infrage und neue Forderungen stellen. Rummennige: „Dann habe ich ihn angerufen und gesagt: Jan, ich habe 20 Jahre lang den Job gemacht. Ich kann dir nur sagen, ruhig bleiben, nicht emotionsvoll werden. Wir kriegen den Transfer schon irgendwie hin. Im Laufe des Tages wurden die letzten Probleme dann glücklicherweise gelöst. Und dann habe ich ihn angerufen und gesagt: Ich werde heute Abend eine schöne Flasche Rotwein aufmachen und auf dich und Harry Kane anstoßen.“ Für Kane überwies Bayern die Bundesliga-Rekordsumme von knapp 100 Millionen Euro an Tottenham. „Harry Kane war für uns aus mehreren Gründen ein Muss. Ich habe am Ende des Tages während der Verhandlungen auch zu Jan gesagt, da bin ich ganz offen: Zehn Millionen Euro nach links oder rechts jetzt sollten diesen Transfer nicht mehr verhindern! Denn Harry Kane bringt uns neben seiner sportlichen Qualität einen ganz wichtigen Fakt zurück: nämlich Hierarchie!“

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