Macht ein Außenseiter das Rennen?

von Redaktion

Beim Sportchef-Casting des TSV 1860 fällt auch der Name Christian Werner

VON ULI KELLNER

München – Von Down Under nach Obergiesing? Thomas Hitzlsperger, eben noch bei der Frauen-WM in Australien, hatte gestern einen Termin mit hochrangigen Vertretern des TSV 1860. Wie berichtet gilt der frühere Nationalspieler als heißer Anwärter auf den vakanten Sportchefposten an der Grünwalder Straße 114. Es heißt, Hitzlsperger sei offen für einen Job bei seinem Lieblingsverein. Ebenso zu hören ist, dass er ein Mann wäre, mit dem Präsident Robert Reisinger wohl recht gut leben könnte, nachdem er seinen ersten Wunschkandidaten, Horst Heldt, nicht durchsetzen konnte.

Unsere Zeitung weiß: Es gibt aber auch noch einen anderen Kandidaten, der aussichtsreich im Rennen liegt: Dr. Christian Werner, 42 – ein weitgehend unbekannter Name, der bei Szene-Insidern in Baden-Württemberg einen guten Klang hat. Wir stellen ihn vor, den Mann, der mutmaßlich über die Kontaktliste von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer (42, früher Stuttgarter Kickers) im Visier der Löwen gelandet ist.

Werner, promovierter Sportwissenschaftler, heute bei 1860-Konkurrent Waldhof Mannheim als Chefscout beschäftigt, hat sich einen Namen gemacht, als er den Dorfclub SGV Freiberg, für den er einst das Tor hütete, in die Regionalliga Südwest führte, erst ein Jahr ist das her. Ambitionen hatten die Freiberger schon früher – Ex-Haching-Coach Willi Entenmann († 2012) ließ seine Karriere am Neckar austrudeln, Heidenheim-Legende Marc Schnatterer startete seine dort. Doch erst unter der Leitung des Sportchefs Werner gelang das Aufstiegswunder, auch noch im Fernduell mit den Stuttgarter Kickers (mit Lutz Siebrecht, einem auch schon bei 1860 gehandelten Sportchefkandidaten), was den Oberstudienrat der Oscar-Paret-Gemeinschaftsschule für höherklassige Vereine interessant machte.

Der Waldhof griff zu – und sicherte sich einen wahren Fußballfreak. Man sagt, Werner kenne auf jedem Dorfplatz im Ländle nicht nur den Linksverteidiger und den Ersatztorwart, sondern auch den Zeugwart, den Busfahrer und den Kartenabreißer. Als Begründung, warum er sich so reinfuchst, sagte er mal: „In Zeiten, in denen durch Instat oder Wyscout die sportliche Leistungsfähigkeit gut einschätzbar ist, wird die menschliche Komponente häufig zu wenig beachtet. Ein Spieler kann noch so viel fußballerisches Potenzial haben, perfekt in die Spielphilosophie des Vereins passen, noch so gute Leistungstests vorweisen und dennoch kann er nicht der Richtige sein.“ Doch nicht nur in Sachen Netzwerk und Intensivrecherche punktet der gebürtige Hesse, er weiß offenbar auch schwierige Charaktere zu nehmen – als solcher gilt Freibergs Patron und Finanzier Emir Cerkez. Eine Tugend, die sicher kein Nachteil wäre im Haifischbecken an der Grünwalder Straße.

Unsere Zeitung weiß: Werner hat bei 1860 einige Befürworter in führenden Positionen, allerdings noch keine Mehrheit im Präsidium. Zwei Stimmen, notfalls auch von beiden Vizes, wären nötig, um ihn durchzusetzen, weswegen es weiterhin unsicher erscheint, dass die Sportchef-Personalie allzu bald zum Abschluss kommt. Die Prognose unserer Zeitung: Viel hängt davon ab, wie es in den nächsten Spielen sportlich weitergeht – und im zu Teilen zerstrittenen Präsidium. Zum Zünglein an der Waage könnte derjenige Vize werden, der öffentlich am wenigsten in Erscheinung tritt: Heinz Schmidt, der Steuerberater aus Wasserburg.

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