Der liebenswerte Provokateur

von Redaktion

Gianmarco Pozzecco, Coach der Italiener, ist der bunteste Vogel der Basketball-WM

Manila – Er kann das Zündeln einfach nicht lassen. Gestatten: Gianmarco Pozzecco, der bunteste Vogel der Basketball-Weltmeisterschaft. Ein Lautsprecher, ein Provokateur, aber genauso der liebenswerteste Kerl im Weltbasketball, weil er für seine Mannschaft zur Not auch aus dem Fenster springen würde. Ein Scherz? Nun ja, nur ein bisschen. Nach der Vorrundenniederlage gegen die Dominikanische Republik sagte der 50-jährige Nationaltrainer: „Ich habe ein Zimmer im 37. Stock des Hotels. Ich wollte springen. Zum Glück kann man das Fenster nicht öffnen.“

Zuvor war der Kultcoach aus der Halle geflogen. Verbandschef Gianni Petrucci rügte ihn öffentlich, zählte ihn an. Noch mal dürfe so etwas nicht passieren. Kurzzeitig brannte das italienische Lager. So ist es nun mal, der kleine Italiener mit dem großen Herz. Genau deshalb lieben ihn die Italiener so innig. Er ist ja nebenbei noch ein verdammt guter Basketballcoach. Das ganze Tamtam auf dem Feld gehört zum Programm. Pozzecco lenkte damit auf den Philippinen vom erschreckend schwachen Vorrundenauftritt seines Teams ab. Gerade so hangelte sich Italien als Zweiter noch in die Zwischenrunde. Anstatt sich an der Mannschaft abzuarbeiten, lieferte Pozzecco den Journalisten die Schlagzeilen.

Nach dem Eklat um den Rauswurf nannten ihn die Medien „die Furie“. Vor dem Turnier hatte Pozzecco bereits Boxlegende Manny Pacquiao – ein Nationalheld im Land – zum Duell herausgefordert. Mittlerweile trafen sich beide. Wenn auch außerhalb des Rings. Und siehe da – wieder einmal wirken seine Taschenspielertricks. Pünktlich zur Zwischenrunde hat Pozzecco seine Mannen aufgepäppelt. Gegen die bis dato ungeschlagenen Serben holten sie ein 16-Punkte-Defizit auf, gewannen 78:76, sind wieder mittendrin in der Verlosung ums Viertelfinale und könnten mit etwas Glück sogar als Gruppensieger weiterkommen. ANDREAS MAYR

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