München – Es ist vorbei: Seit Freitag, 18.00 Uhr, hat der Transferzirkus in Deutschland seine Pforten geschlossen. Weit über 700 Millionen Euro setzten die Bundesliga-Clubs in diesem Wechselfenster um. Viel Geld. Aber haben sich die Vereine auch wirklich verstärkt, oder nur jede Menge Geld verbrannt?
Unsere Zeitung macht den Transfer-Check der Liga-Spitze.
FC Bayern: Die Münchner im Kaufrausch! Aber nicht ganz so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Denn der 65-Millionen-Deal des Portugiesen Joao Palhinha platzte in letzter Minute – und so konnten die Münchner gar nicht alles von den eingenommenen 173 Millionen Euro ausgeben. In beide Richtungen Rekord. Fraglich nun, ob alle Probleme aus der Vorsaison beseitigt sind. Daran, dass 100-Millionen-Mann Harry Kane das Lewandowski-Loch stopft, hat die Führung keine Zweifel. Kim Minjae (26), bester Serie-A-Verteidiger der Vorsaison und Meister mit Neapel, ersetzt Lucas Hernandez auch wegen seiner stabileren Fitness mindestens gleichwertig.
Benjamin Pavards Flucht zu Inter Mailand ist eine Schwächung. Auch, wenn am Last-Minute-Schalter noch geshoppt werden sollte – und Mazraoui endlich Spielzeit bekommt. Mit Konrad Laimer (Leipzig) und Raphael Guerreiro (BVB) kamen zudem zwei Top-Ergänzungen zum Nulltarif. Bliebe die Torwart-Position: Yann Sommer floh nach nur sechs Monaten zu Inter. Und auch Perspektiv-Keeper Daniel Peretz (23/Tel Aviv) hat nicht das Zeug dazu, Manuel Neuers Status zu gefährden. Fazit: Wenn Tuchel das Puzzle zusammengesetzt bekommt, tanzt Bayern auf drei Hochzeiten.
Borussia Dortmund: 100 Millionen – und dann das? Mit dem Bellingham-Verkauf an Real Madrid machte der BVB kräftig Kasse. Und dann sollen Felix Nmecha (22) und Marcel Sabitzer (29) die Lücke schließen? Auch der Transfer von DFB-Stürmer Niclas Füllkrug (30) für 15 Millionen Euro wirft Fragen auf. Auf dessen Position ist man mit Sebastien Haller bereits stark besetzt, während Lücken in der Defensive nicht geschlossen wurden. Ersatz für Dortmunds besten Vorlagengeber Guerreiro wurde Ramy Bensebaini (28).
Fazit: Großer finanzieller Spielraum, ernüchterndes Resultat.
RB Leipzig: Der Brause-Club ist ein gigantischer Verschiebebahnhof: Über 20 Zu- und Abgänge – das Sekretariat war den Sommer über beschäftigt, die Fantasien des neuen Sportchefs Max Eberl abzuarbeiten. Seiwald (22) für Laimer, Lukeba (20) für Gvardiol, Simons (20) für Szoboszlai und Rekord-Transfer Openda (23) für Torjäger Nkunku. Und das alles mit einem Transfer-Überschuss von 90 Millionen.
Fazit: Leipzigs DNA bleibt das Tempo- und Umschaltspiel, die Qualität dafür ist da. Bleibt abzuwarten, wie schnell man sich findet.
Bayer Leverkusen: Bayer hat sich sinnvoll verstärkt und glänzt mit Frühform. Wird aus Vizekusen endlich Meisterkusen? Mit Grimaldo (27), Hofmann (30), Xhaka (30) und Boniface (22) wurde das Level der Startelf um einiges angehoben, trotz des Abgangs von Flügelflitzer Diaby. Dieser wird nominell durch Nathan Tella (24/Southampton) ersetzt, dessen Dienste man sich für 23 Millionen sicherte. Die Leihe von Bayern-Profi Stanisic (23) komplettiert den Kader.
Fazit: Bleiben alle fit, ist mit Xabi Alonsos Team zu rechnen. Und der Trainer musste sich am Deadline Day auch nicht ärgern, dass ein Wunschtransfer nicht zu realisieren war. Von den Teams mit den größeren Etats hat das in der Vorsaison schwach und nun stark gestartete Leverkusen sich am zielgerichtetsten verstärkt.