Die Cinderella aus dem Baltikum

von Redaktion

Lettland ist das Überraschungsteam im Viertelfinale der WM – das hat viele Gründe

Jakarta – Jakarta haben sie schon einmal gekapert, die Letten. Weit über 2000 Basketball-Fans reisten nach Indonesien. Unter ihnen: der große Held des Landes, Kristaps Porzingis, 2,21 Meter lang und einer der das Gütesiegel NBA-Star auch wirklich verdient. Andere wären an seiner Stelle gefrustet daheim geblieben. Direkt vor der WM diagnostizierten die Ärzte einen Fersensporn. Doch Porzingis folgte seinen Teamkollegen – und so begann das schönste Märchen der WM.

Zwei Wochen vorgespult und die Letten stehen im Viertelfinale. Sie sind die Cinderella, ohne die kein großes Turnier auskommt. Erst angeschlagen und abgeschrieben, nun gefeiert und gefürchtet. Bei der ersten WM ihrer Geschichte fehlten drei der Besten, ein vierter – Dairis Bertans, Topscorer im ersten Spiel – verletzte sich. Keiner wettete in der Todesgruppe mit Kanada und Frankreich auf die Letten. Bis sie die Franzosen eliminierten und in eine Landeskrise stürzten. Seitdem ist nichts mehr wie davor. Man ist der Favoritenschreck.

Für das, was da gerade passiert, gibt es zwei Erklärungen, die Emotionen, die die vielen Rückschläge freigesetzt haben, und ihren Basketball. Die Letten spielen anders als die anderen. Ohne Porzingis fehlt ein Riese. Sie treiben den Stil der Moderne ins Extreme. Auf einen Center verzichten sie ganz, manchmal findet man alle fünf Mann weit weg vom Korb. So wirbeln sie ihre Gegnerschaft durcheinander. In jeder Partie krönt sich ein anderer zum Helden. Mal ist’s NBA-Mann Davis Bertans, mal Ex-NBA-Kraft Rodions Kurucs und mal Aufbau Arturs Zagars, der eine der schönsten Geschichten des Turniers schreibt. Vor Jahren galt er als Riesentalent. Derzeit steht er nicht einmal unter Vertrag. Mit einem Mal explodiert seine Leistung.

Der Tross zieht nach Manila. So viel steht vor dem Viertelfinale gegen Deutschland fest: Mit über 2000 Schlachtenbummlern gewinnen sie zumindest das Duell der Fans deutlich. ANDREAS MAYR

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