Kimmichs Antwort heißt Kimmich

von Redaktion

Zwei Assists als Reaktion auf die Sechser-Debatte – während Tuchel ohne Palhinha „traurig“ ist

VON HANNA RAIF

Mönchengladbach – Die Frage war klar, die Antwort auch. Ob der Auftritt bei diesem so emotionalen 2:1 (0:1) in Mönchengladbach seine persönliche Reaktion auf die seit Wochen geführte und seit dem Nicht-Kauf von Joao Palhinha noch brisantere Sechser-Diskussion beim FC Bayern gewesen wäre, wollte man kurz nach Abpfiff des dritten Saisonsieges von Joshua Kimmich wissen. Für das klare „Nein“ musste der 28-Jährige nicht überlegen. Es kam so schnell, dass manche Mikrofone noch gar nicht angeschaltet waren – und sendete eine eindeutige Botschaft. Sie lautet: Jetzt! Ist’s! Gut!

Dieser Freitag war ja für alle Bayern wild gewesen, für Kimmich und seine Mittelfeld-Kollegen Leon Goretzka und Konrad Laimer aber besonders. 18.15 Uhr war es , als die beiden in Oberpfaffenhofen gestarteten Propeller-Maschinen in Mönchengladbach aufgesetzt hatten und die beim Start noch verspürte Spannung auf den designierten neuen Mannschaftskollegen namens Joao Palhinha in Ungläubigkeit umschlug. Ein klassischer Satz mit X war dieser geplante Transfer vom FC Fulham gewesen, das Ergebnis – keine vom Trainer so sehr gewünschte „holding six“ – wurde mit Abstand von 24 Stunden in unterschiedliche Richtungen interpretiert. Thomas Tuchel gab sich „sehr traurig, weil ich wusste, wie gerne der Spieler zu uns wollte und ich weiß, was uns dieser Spieler gegeben hätte“. Kimmich hingegen, in Gladbach der beste Mann auf dem Platz, sagte selbstbewusst: „Ich bin der Meinung, dass ich beides kann, den defensiveren Part und den offensiveren. Ich bin da flexibel.“

Oberflächlich betrachtet könnte man meinen: Da steht Aussage gegen Aussage. Der Fall ist aber inzwischen so komplex, dass man in die Tiefe gehen muss. Zwar sah man Tuchel die Verärgerung über die Transfer-Panne trotz des Sieges in jeder Faser an. Der 50-Jährige aber war sichtlich bemüht, die hellhörigen Regisseure seines Teams nicht noch mehr zu verprellen. Die vehemente Forderung nach einem defensiven Sechser, führte er aus, habe „nichts damit zu tun, dass ich meinen Spielern nicht vertraue oder nicht gerne mit ihnen zusammenarbeite“. Trotzdem hätte Palhinha „etwas freigelegt, was wir so nicht haben“. Der 28-Jährige hätte dem spielfreudigen Bayern-Mittelfeld „den Rücken freigehalten“. Nun aber ist der Portugiese nach dem „härtesten Tag seines Lebens“ (Fulham-Trainer Marco Silva) zurück in England – und Tuchel muss mit den Spielern arbeiten, die er hat.

In Gladbach funktionierte das Zusammenspiel zwischen Kimmich und Goretzka relativ gut. Aber Thomas Müller hatte schon recht, als er sagte: „Vielleicht hatten wir heute auch kein Spiel, wo es heißt, man braucht diesen defensiven Sechser so sehr, der dann nur abräumt.“ Vielmehr war die Zentrale gegen die dicht stehenden Gastgeber offensiv gefragt Kimmich setzte per Chipball Leroy Sané und mit einer (endlich) präzisen Ecke Siegtorschützen Mathys Tel in Szene. Am Ende ballte er die Fäuste.

Es werden andere Partien kommen, solche, in denen es Anführer braucht. Dass Kimmich das zumindest verbal kann, zeigt eine neue Amazon-Doku. Im DFB-Dress eckt der Bayer oft an, liefert sich vor laufenden Kameras unter anderem ein Wortgefecht mit Niklas Süle. Auch da ist der Tenor stets klar – und lautet: Jetzt! Ist’s! Gut!

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