Lernen für Hansi

von Redaktion

Goretzka nimmt Nicht-Nominierung „mannhaft“ – und gibt Gas

Mönchengladbach – Ein Christoph Kramer sorgt gerne für gute Laune – und diesmal kam er genau im richtigen Moment. Als Leon Goretzka in den Katakomben des Gladbacher Stadions die Frage gestellt wurde, die er dieser Tage nicht allzu gerne beantwortet, musste er plötzlich lachen. Wie er also mit ein paar Tagen Abstand auf die Nicht-Nominierung für die anstehenden Länderspiele blickt? „Sorry, ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Der Chris steht da gerade.“ Oder übersetzt: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Man hat diesen Leon Goretzka an diesem Samstag, der mit dem 2:1 (0:1) beim Angstgegner eine positive Wendung für den FC Bayern bereit hielt, in allen möglichen Gefühlsregungen sehen können. Emotional auf dem Platz, von einem kleinen Wutanfall überfallen nach seiner Auswechslung, Fäuste ballend nach Abpfiff – und dann, als der Kramer-Moment vorbei war, schon auch sehr reflektiert. Er gab zu, was er schon Ende der vergangenen Woche via Instagram mitgeteilt hatte, nämlich, dass er „extrem traurig und enttäuscht“ sei: „Das ist auch legitim, ich habe damit nicht gerechnet.“ Und trotzdem schlug er in Richtung Bundestrainer Flick auch versöhnliche Töne an. Der 28-Jährige wisse es „schon zu schätzen, dass Hansi sich persönlich hingesetzt hat, um es zu erklären“. In München hat besagtes Gespräch stattgefunden, das Goretzka konsterniert zurückließ – nun aber seine Wirkung zeigt. Er sagt: „Ich weiß, was er von mir erwartet. Und ich weiß, was ich zu tun habe.“ Wie im Bayern-Trikot will er sich „nicht verrückt machen lassen“, sondern „simpel runtergebrochen: einfach besser spielen“.

Der Plan für die kommenden zwei Wochen ist klar – und trotzdem schmerzt es Goretzka freilich, wenn der Großteil seiner Mannschaftskollegen dieser Tage ausschwärmt. Die Situation ist neu für ihn, das weiß auch Thomas Tuchel, der betonte: „Wir nehmen das mannhaft, alle miteinander.“ Trotzdem nahm der Coach Goretzka in die Pflicht. „So eine Enttäuschung gehört vielleicht mal dazu“, sagte er – auch mit Blick auf die zurückliegende Zeit in München: „Er hat sich bei uns reingebissen und ist drauf und dran, wieder Form zu kriegen.“

Auch in Gladbach zeigte er 80 Minuten, dass die persönliche Kurve nun, wo er sich seinen Stammplatz zurückerobert hat, wieder nach oben zeigt. Läuft es weiter so, sagte Tuchel, „ist es am Ende vielleicht nur eine Länderspielwoche, die er verpasst hat“.

Auch Goretzka ist sich sicher, dass „die Tür wieder aufgeht“ – und hat Thomas Müller damit etwas voraus. Der 33-Jährige, seit der WM nicht mehr nominiert, ist „zu allen Schandtaten bereit“, sagte aber auch: „Der deutsche Fußball hängt jetzt nicht an meiner Personalie.“  hlr

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