Großer Seitz-Knall erschüttert deutsches Turnen

von Redaktion

Achillessehnenriss, WM-Aus: Olympiaqualifikation muss ohne Europameisterin gelingen – Paris aber bleibt ihr Ziel

München – Ein Achillessehnenriss ist keine schöne Sache – und zwar für alle Beteiligten. Denn das Geräusch, das diese schwere Verletzung mit sich bringt, ist durch die gesamte Trainingshalle zu hören. Auch diejenigen also, die am Montag im Leistungszentrum der Turner in Stuttgart zugegen waren, wussten schnell, was Sache ist. Dazu mussten sie nicht einmal ins schmerzverzerrte Gesicht von Elisabeth Seitz blicken, für die in jenem Moment eine Welt zusammenbrach.

Die traurige Gewissheit folgte schnell. Für Seitz, 29, noch am Montag, für die Öffentlichkeit dann gestern. Unter der Überschrift „WM-Aus für Turn-Rekordmeisterin“ verschickte der Deutsche Turner-Bund (DTB) die Pressemitteilung, der für die deutsche Nationalmannschaft einen Monat vor den Titelkämpfen in Antwerpen einer Hiobsbotschaft gleicht. Ohne seine beste Athletin muss es dem deutschen Team von Bundestrainer Gerben Wiersma nun gelingen, das Ticket für die olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris zu lösen. Dabei allerdings fehlen nicht nur wichtige Punkte an den Geräten, vor allem die Führungspersönlichkeit Seitz wird schmerzlich vermisst werden.

Mit den Worten „ich muss das alles erstmal sacken lassen“ wurde die 25-fache deutsche Meisterin gestern zitiert. Und wer Seitz kennt, weiß, wie es aktuell in ihr aussieht. Schon heute steht die unausweichliche Operation in Heidelberg an, die anschließend benötigte Pause vom Leistungssport wurde vom Verband aus gutem Grund mit „mehreren Monate“ angegeben. Man darf und will der Europameisterin am Stufenbarren keinen Druck machen, weil man weiß, dass sie ihn sich selber macht. Denn aufgeben ist auch im Herbst der großen Turn-Karriere nicht ihr Ding.

Seitz kennt sich aus mit Verletzungen, hat mehrere Fuß-Operationen hinter sich. Und Sie sagt auch diesmal: „Mein Weg ist noch lange nicht zu Ende.“ Es wird schmerzen, an diesem Wochenende aus dem Krankenbett zusehen zu müssen, wie in Heidelberg die WM-Tickets vergeben werden. Aber Seitz sieht die schwere Verletzung am rechten Bein nur als „unerwartete Hürde“, die ihr „das Leben in den Weg geworfen“ hat. Sie liebt ihren Sport – und sie will keineswegs so abtreten. Vielmehr werde sie „die Verletzung nicht davon abhalten, meinen Traum von den Olympischen Spielen 2024 weiter zu verfolgen und zurückzukommen“. Es wären ihre vierten nach London, Rio de Janeiro und Tokio.

Aktuell ist sie nicht mittendrin, aber dabei, Von außen will sie ihre Teamkolleginnen bei der WM unterstützen, um dann bis Paris wieder fit zu sein. Das ist ambitioniert, aber zu schaffen. Wenn das olympische Feuer entfacht wird, liegt der große Knall von Stuttgart 326 Tage zurück. HANNA RAIF

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