Berlin – 1994 wurde aus der Eishockey-Bundesliga die Deutsche Eishockey Liga, doch das erste Logo mit den Buchstaben DEL sorgte für Spott. Der Spiegel schrieb, das sehe nicht nach Wintersport aus, sondern nach Segelclub Delmenhorst.
Turbulent waren die Anfangszeiten der ersten deutschen Profiliga, die sich an nordamerikanischen Vorbildern orientierte. Zunächst hatte der Verband, der Deutsche Eishockey-Bund, die Hoheit, doch die Vereine wehrten sich und erzwangen unter Führung des inzwischen verstorbenen Kölner Rechtsanwalts Bernd Schäfer III die Eigenverwaltung. „In seiner Kanzlei waren zwei Zimmer für uns abgetrennt, und seine Sekretärin war die gute Seele.“ Gernot Tripcke, heute der Geschäftsführer der DEL, stieß 1997 dazu. „Wir waren junge Leute um die 30 und sind mit der Liga alt geworden.“
Nächste Woche startet die Deutsche Eishockey Liga in ihre 30. Saison, was sie in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom – dort, wo manche Pokalsause des FC Bayern stieg – feierte. In ihrer Festlaune spielt die DEL wie verrückt mit ihren drei Buchstaben. Deine Emotions Liga, Deine Energie Liga, Deine Einnetzer, Einheizer, Eiskunst, Elektrisierende, Erstaunliche, Erlebnis, Ergebnis, Eindrucksvolle, Ehrenmänner Liga. Tripcke hat noch eine markante Bezeichnung, mit der er ausdrücken will, dass die Liga zwar gewachsen, aber familiär geblieben ist: „Wir sind eine Boutique-Liga. Nur ist das leider nicht mit E.“
Die hinter ihr liegende 29. Saison verbucht die DEL als vollen Erfolg. „Wir hatten nach Corona eine tolle Saison, sind ,back to normal’“, sagt Gernot Tripcke, „und der Mai war sensationell: Die Nationalmannschaft gewann bei der WM Silber, dazu kam die Vergabe der WM 2027 an Mannheim und Düsseldorf, zwei unserer DEL-Standorte.“
Marcel Noebels (Eisbären Berlin), Mitglied des Vizeweltmeister-Teams, weist darauf hin, „dass wir zwar einige Jungs aus Nordamerika hatten, aber der Großteil aus unserer Liga kam“. Bundestrainer Harold Kreis meint: „Ich profitiere von der guten Arbeit der Trainer in den Clubs. Die DEL gehört zu den Top Vier Ligen in Europa.“ Was seine These aktuell bestätigt, ist ein starker Start von Mannheim, Ingolstadt und München in der Champions Hockey League (CHL). Tripcke: „Sechs Spiele, fünf Siege.“ Zur Geburtstagsfeier kam sogar Weltverbandspräsident Luc Tardif aus Frankreich nach Berlin. Und die NHL schickte eine Videobotschaft, in der sie anerkannte: „Einige der weltbesten Spieler kommen aus Deutschland. Ihr habt ein gutes Talententwicklungssystem.
Die Eisbären Berlin waren schon wegen des Heimvorteils bei der DEL-Feier stark vertreten. Vorige Saison verpassten sie als Meister der Jahre 2021 und 22 die Playoffs, „jetzt sind wir den Fans was schuldig“, sagt Torjäger Marcel Noebels. „Das Ziel ist klipp und klar, zweistellig zu werden bei den Meisterschaftssternen. Wir wollen den zehnten Titel. Wir haben wirklich eine schlagfertige Truppe und sind zuversichtlich.“
Und damit ist verbal das Meisterschaftsrennen eröffnet. Traditionell sind München als Meister 2023 und Mannheim, Champion zuletzt 2019, die weiteren Favoriten. Aber am Abend der Feier waren alle kumpelig zueinander. Christian Winkler, der Sportchef des EHC München, erzählte Marcel Noebels, dass man jede Menge Bayern im Kader habe – „aber für einen Nordrhein-Westfalen hätten wir noch Platz“. Und legte freundschaftlich den Arm um den gebürtigen Tönisvorster. Nur Spaß. Vor allem sprachen sie über Haustiere. GÜNTER KLEIN