München – Das 1:2 gegen Erzgebirge Aue interessierte spätestens am Sonntag eigentlich schon niemanden mehr. Zu groß war das vereinspolitische Brodeln, das Präsident Robert Reisinger unmittelbar vor dem Spiel so richtig angefeuert hatte. In einem Rundumschlag hatte Reisinger der HAM-Seite und Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer via Bild vorgeworfen, die Besetzung des Sportchefpostens „gezielt verschleppt“ zu haben, um die Kaderplanung „selbst in die Hand zu nehmen“. Reisinger: „Ein neuer Sportlicher Leiter hätte dabei nur gestört.“
Jetzt wehrt sich Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris. „Das sind sehr starke Anschuldigungen, die ich auf das Schärfste zurückweise. Herr Pfeifer hat selbstverständlich das Präsidium – soweit es für ihn erreichbar war – sowie die Vertreter des anderen Gesellschafters und den Aufsichtsrat eingebunden. Alles andere sind Märchen“, sagt der frühere MAN-Betriebsratschef, der im Kontrollgremium der Löwen auch die Interessen von Investor Hasan Ismaik vertritt, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Vorwürfe seien auch für ihn neu. „Herr Reisinger hat es nicht für nötig befunden, weder mit Aufsichtsrat noch Beirat vorab zu sprechen“, sagt Stimoniaris, der nun zum Angriff bläst: „Herr Reisinger ist nun aufgefordert, Beweise für seine Anschuldigungen zu liefern oder sie unverzüglich zu widerrufen.“ Rumms! Als ob die sportliche Krise allein nicht schon schlimm genug wäre, kämpft 1860 mal wieder gegen sich selbst – an allen Fronten. Denn Stunk gibt es ja nicht nur zwischen den Gesellschaftern, sondern auch innerhalb des Präsidiums.
In der Vorwoche berichtete unsere Zeitung vom Zerwürfnis zwischen Reisinger und seinen Vizes Hans Sitzberger und Heinz Schmidt. Auslöser: die gescheiterte Verpflichtung von Horst Heldt als Sportchef. Das Vorhaben sei ein „Alleingang“ von Reisinger gewesen, sagt Stimoniaris. „Er hatte sich weder mit seinen Präsidiumskollegen noch mit den Vertretern von HAM abgestimmt. Wir wurden erst zum Ende des Prozesses eingebunden.“ Nach der Absage an Heldt ist nun u.a. Thomas Hitzlsperger im Gespräch. Stimoniaris wisse nichts von der Personalie, intern sei nicht über ihn gesprochen worden. Grundsätzlich müsse man die Frage stellen, was für 1860 als Drittligaclub passe: „Es macht keinen Sinn, sich nur aus Eitelkeit mit prominenten Namen zu schmücken.“
Und wie soll es weitergehen im Kampf jeder gegen jeden? „Die Zusammenarbeit mit Sitzberger und Schmidt war und ist sehr kooperativ und gut für 60. Ich verstehe nicht, warum der Präsident jetzt – ohne Kenntnis der Tatsachen – solche Falschbehauptungen in der Öffentlichkeit macht“, sagt Stimoniaris. Der e.V. habe jetzt die Möglichkeit zu entscheiden: „Entweder der kooperative Weg, für den Schmidt und Sitzberger stehen. Dann glaube ich, werden wir alle bestehenden Konflikte schnell im Sinne von 60 lösen. Oder den Weg des Gegeneinanders, für den Reisinger zu stehen scheint. Dann sehe ich schwarz für 60.“