FC Bayern Campus

Schnittstelle dringend benötigt

von Redaktion

HANNA RAIF

Das Foto von damals versprach Großes – und die Worte taten es auch. Uli Hoeneß flankiert von Horst Seehofer und Dieter Reiter, ein langes rotes Band, eine Schere und der Satz: „Der neue FC Bayern soll auch eine Antwort auf den aktuellen Transferwahnsinn und die Gehälterexplosion sein.“ Mehr als sechs Jahre sind seit diesen ersten Szenen am FC Bayern Campus vergangen. Eine Zeit, in der deutsche Branchenführer seinen Transfer-Rekord bis zu den jüngst bezahlten 100 Mio. Euro für Harry Kane sieben Mal gesteigert hat – und in Josip Stanisic genau ein Eigengewächs regelmäßig im Profi-Kader stand.

Die Bilanz kann man ernüchternd oder erschreckend nennen, so oder so ist sie ausbaufähig. Wusste man schon zum Start des 30 Hektar großen Areals in Freimann, dass die internationale Konkurrenz im Jugendbereich die richtigen Weichen deutlich früher gestellt hat, weiß man heute, dass der Rückstand mit dem bloßen Bau der richtigen Infrastruktur nicht aufzuholen ist. Passende Rahmenbedingungen sind das Eine, die richtigen Strukturen das Andere. Der Aufbau dieser aber war am Campus bisher von Turbulenzen und Personalwechseln begleitet, Ruhe kehrte selten ein. So steht man heute nicht deutlich anders da als in der Vor-Campus-Zeit: Bereit für den nächsten Philipp Lahm oder Thomas Müller.

Dass ausgerechnet der Letztgenannte die von CEO Jan-Christian Dreesen entfachte Debatte („Tuchel muss kreativer sein!“) mit Blick auf den dünnen Profi-Kader bestärkte, passt da nur gut. Aleksandar Pavlovic und Frans Krätzig sind die beiden Namen, die Müller explizit hervorhob – und zwar aus mehreren Gründen. Ja, das Duo hat mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die beiden die einzigen Optionen sind, die nach diversen Leihen und Abgängen bleiben. Das ist die Summe einer Personalpolitik, die nicht jeder versteht – und die Tuchel wenig Material lässt, seine Kreativität zu entfachen. Ganz fair (und realistisch) ist Dreesens Forderung nicht.

Die Hoffnung liegt in den Bildern dieser Tage. Am Montag wurde Richard Kitzbichler erstmals an der Säbener Straße gesichtet. Die Funktion des Mannes, der als Intimus von Sportdirektor Christoph Freund gilt, liest sich vielleicht unspektakulär, ist es aber nicht. Denn eine „Schnittstelle zwischen Lizenzbereich und FC Bayern Campus“ wird in diesem Verein dringend benötigt.

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