München – Es gibt Spiele im Leben eines Profifußballers, die vergisst man nicht so schnell. Ein standesgemäßer Pflichtspielsieg im Totopokal bei einem unterfränkischen Bezirksligisten gehört in der Regel eigentlich nicht zu dieser Kategorie. Bei Tarsis Bonga dürfte es aber trotzdem der Fall sein. Beim 8:0-Sieg bei der DJK Hain war der Löwen-Stürmer am Dienstagabend der gefeierte Torheld. Bonga knipste gleich vier Mal – und hofft jetzt natürlich, dass es zwischen ihm und dem TSV 1860 jetzt endlich klick macht.
Denn in der Liga hat der Bruder des Bayern-Basketballers einen schweren Stand, kommt bislang nicht über eine Jokerrolle hinaus. Gegen Mannheim (2:0), Duisburg (3:0) und Lübeck kam der Neuzugang von Eintracht Braunschweig stets von der Bank. Überzeugen konnte er dabei freilich nicht. Der Tiefpunkt bei der 1:2-Heimpleite gegen Lübeck vor rund zwei Wochen: Trainer Maurizio Jacobacci (60) brachte den 26-Jährigen in der 70. Minute auf Rechtsaußen. Bonga sollte in den finalen 20 Minuten nochmal Druck machen, um das Spiel vielleicht doch zu drehen oder zumindest noch einen Punkt zu ergattern. Doch Bonga enttäuschte – sogar so sehr, dass ihn Jacobacci erst gar nicht mit zum Auswärtsspiel eine Woche später nach Sandhausen (0:3) mitnahm.
Gegen Aue (1:2) stand er zwar immerhin wieder im Kader. Erkennbarer Frust hatte sich bei ihm aber natürlich trotzdem angesammelt. Bei seinem ersten Treffer wuchtete Bonga den Ball mit dem Rücken zum Tor ins Kreuzeck, „jubelte“ danach aber genauso verhalten wie bei seinem zweiten, dritten und vierten Streich (per Elfmeter). Nach dem Motto: Seht her, ich kann es doch!
„Tore sind immer schön. Aber es geht für mich darum, Gas zu geben und zu zeigen, dass ich auf den Platz gehöre und ein Stammspieler bin“, unterstrich Bonga seine Ansprüche nach Abfiff nüchtern im Club-TV. „Es ist immer wichtig, Tore schießen zu können, gerade für ihn“, sagte Jacobacci zum Viererpack seines Stürmers. Er hoffe, dass Bonga jetzt weiter Fortschritte mache, „natürlich sowohl mit als auch ohne Ball“. Ob es schon für einen Startelfeinsatz beim Auswärtsspiel nach der Länderspielpause in Ingolstadt (16. September) reicht, darf aber bezweifelt werden.
Jacobacci sieht Hühne Bonga (imposante 1,97 m groß) aufgrund seiner Schnelligkeit als Rechtsaußen. Dort hat jedoch Morris Schröter (28) den Hut auf, dessen Formkurve im Heimspiel gegen Lübeck wieder nach oben zeigte. Ohnehin wollte Jacobacci nach dem Spiel lieber nicht über einzelne Spieler sprechen. „Heute stand das Kollektiv im Vordergrund“, sagte er. „Wichtig war, dass jeder zu Spielminuten gekommen ist.“
Jacobacci hatte seine Startelf auf dem Kunstrasen in Hain im Vergleich zum Aue-Spiel ordentlich durchgewechselt. Unter anderem erhielten Albion Vrenezi (29), Joel Zwarts (24), Jesper Verlaat (27), Morris Schröter (28), Manfred Starke (32 )und Julian Guttau (23) eine Pause. David Richter (24) stand anstelle von Marco Hiller (26) im Tor. Die weiteren Löwen-Tore schossen Fynn Lakenmacher (23/zwei Treffer), Marlon Frey (27) und Eroll Zejnullahu (28). Im Kopf bleiben dürfte das Schützenfest aber nur: Tarsis Bonga. JOHANNES OHR