Nizza – Patrick Lange cruiste mit seiner Frau Julia lässig mit dem Roller durch die Altstadt von Nizza, gab für die Ironman-Fans den Barista – und rannte schon mal über die legendäre Promenade des Anglais: Der Hawaii-Champion von 2017 und 2018 geht tiefenentspannt in seine Titel-Mission. „Ich bin besser als zu der Zeit, als ich die zwei WM-Titel errungen habe“, tönte der 37-Jährige selbstbewusst: „Ich bin stärker, fitter und schneller.“
Er fühle sich „optimal vorbereitet“, führte er im Interview aus. Im Training für die Langstrecken-WM am Sonntag (6.50 Uhr/HR) sei „alles so gelaufen, wie ich mir das vorstelle“. Das letzte Duell mit dem zurücktretenden Jan Frodeno beflügelt dabei zusätzlich. Nur zu gerne würde Lange seinen Dauerrivalen auf dessen finalen 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen nochmals ärgern.
„Er ist immer noch jemand, der in der Topelite mitspielt. Die alte Rivalität flammt noch mal auf, kitzelt bei mir auch noch mal das letzte Stückchen Motivation frei“, sagte Lange: „Es wird definitiv dafür sorgen, dass ich 110 Prozent am Renntag gebe.“ Die Konkurrenz zum dreimaligen Weltmeister habe ihn über die gesamte Karriere angetrieben, „mich immer weiter zu verbessern und nicht nachzulassen“, so der zweimalige Weltmeister.
Doch die diesjährige WM wird weit mehr als das Duell der beiden deutschen Hoffnungsträger. Trotz des Fehlens der aktuell wieder auf kürzere Distanzen fokussierten Vorjahresweltmeister Kristian Blummenfelt und Gustav Iden sei „die Leistungsdichte im vorderen Feld definitiv gestiegen“, betonte Lange. Für den WM-Titel brauche es „einen absoluten Sahnetag“. Es entscheide auch „ein bisschen das Glück, ob man ganz vorne oder auf dem Podium landet“. Es müsse „alles stimmen“.
Erstmals findet eine reguläre Ausgabe der Ironman-WM nicht auf Hawaii statt, Lange ist einer der Chefkritiker dieser Entscheidung. „Die Weltmeisterschaft gehört nach meiner Ansicht nach Hawaii“, betonte der Hesse auch noch kurz vor dem Rennen. Aber mittlerweile beschäftige er sich mit den „positiven“ Aspekten der Verlegung an die Cote d’Azur. Als kleiner, leichter Athlet könnte ihm die extrem anspruchsvolle Radstrecke mit 2500 Höhenmetern nämlich entgegenkommen.
„Da wird das Kraft-Leistungsverhältnis wichtig. Da spiele ich ganz vorne in der Weltspitze mit“, erklärte Lange. Wer weiß, vielleicht gelingt dem laufstarken Triathleten so tatsächlich ein Coup beim letzten Tanz des deutlich größeren und schwereren Frodeno. sid