„Der eigentliche Star ist Gordon Herbert“

von Redaktion

Bayern-Chef Marko Pesic über die Deutschen bei der WM und Papa Svetislav

München – 2002 in Indianapolis war Marko Pesic (46) noch selbst als Spieler bei der WM im Einsatz. Sein Vater Svetislav, früherer Bundes- und Bayerntrainer, führte Jugoslawien zum Titel. Nun erlebt der heutige Bayern-Geschäftsführer ähnliche Feiertage, wie er im Interview erklärte.

Herr Pesic, wie viel Indianapolis kommt in diesen Tagen in Ihnen hoch?

Oh, sehr viel. Wobei Deutschland in Indianapolis das Halbfinale verloren hat. Hier hören die Parallelen zum Glück auf. Aber auch mein Vater ist im Finale. Die haben so gut gespielt.

Wie sehen sie das deutsche Märchen, bis hin zum Highlight gegen die USA?

Unsere Mannschaft hat fantastisch gespielt, und das gegen ein US-Team das überhaupt nicht enttäuscht hat. Das war eine historische Performance, einfach stark und Basketball-Deutschland ist einfach nur stolz auf diese Truppe.

Sind sie von der Qualität überrascht?

Überhaupt nicht. Das war völlig klar, dass die Mannschaft die Qualität für etwas Großes hat. Das ist jetzt das Ergebnis der Arbeit in den letzten Jahren. Diese Gruppe, der ganze deutsche Basketball ist gewachsen. Nicht umsonst sind sie als einzige unbesiegte Mannschaft durch dieses Turnier gekommen.

Ihre Bayernspieler stehen im Mittelpunkt dieser Gruppe. Andi Obst übernahm gegen die USA als Vollstrecker. Zu Turnierbeginn sprangen Isaac Bonga und Niels Giffey für den verletzten Franz Wagner in die Bresche. Haben Sie schon gratuliert?

Andi ist ein unglaublicher Wettkämpfer, er hat dismal das Team getragen. Ich lasse die Spieler in Ruhe, auf die strömt genug ein. Die wissen, dass der Verein voll hinter ihnen steht. Aber man sieht, das ist der Punkt. Das ist diese Generation. Die wissen, was sie können und sie zeigen es. Richtig stark. Und jetzt? The sky is the limit. Wobei man eines sagen muss…

Bitte?

Am Ende des Tages ist das ein Verdienst des Bundestrainers. Es reden immer alle von Dennis Schröder oder Franz Wagner. Aber ganz ehrlich: Der eigentliche Star dieser Mannschaft ist Gordon Herbert.

… den Sie als Vereinstrainer schon sehr schätzten. Was macht ihn besonders?

Er ist ein Coach, der die Spieler versteht. Gordie hat durchaus eine harte Hand. Gleichzeitig lässt er den Spielern soweit freie Hand, dass sie sich entfalten kann. Das Ergebnis können wir sehen.

Ihr Vater dagegen hatte mit seinen Serben vor dem Turnier viele Absagen hinnehmen müsssen, wie die von NBA-MVP Nikola Jokic. Viele zählten Serbien nicht zum Favoritenkreis.

Ja, aber mein Vater ist ein Kämpfer. Vor allem, wenn ihn alle abschreiben. Dann ist er am Besten. Er hat die Spieler sehr gut zusammengebracht. Das ist eine Einheit. Und sie ist von Spiel zu spiel immer besser geworden.

Ist das seine herausragende Qualität, in kurzer Zeit vieles abzurufen?

Naja, vor allem hat er viel Erfahrung. Sicherlich braucht er ein Team, das ihm vertraut. Er ist ja nicht der einfachste. Aber wenn er Spieler hat, die ihm folgen und sich einbringen, dann kann etwas ganz Großes entstehen. Und genau das ist passiert.

Ihr Vater gilt als Trainer, der die tägliche Arbeit brauchte. Nun scheint er seine Erfüllung als Nationaltrainer zu finden…

… aber er arbeitet ja jeden Tag. Ganz egal, wo er ist. In München, in Belgrad… egal wo, er arbeitet jeden Tag. Aber das ist er. Auch das macht ihn so Besonders.

Dieser Tage sagte, es sei seine Pflicht, Serbien zu trainieren. Ist das seine Triebfeder?

Kann man so sagen, ja. Er fühlt sich dem serbischen Basketball gegenüber verpflichtet. Sonst müsste er das in seinem Alter sicher nicht mehr machen.

Interview: Patrick Reichelt

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