Ein letzter Tanz von Jan Frodeno

von Redaktion

Der 42-Jährige möchte als Weltmeister von der Triathlon-Bühne abtreten

Nizza/Frankfurt – Süße Siege, bittere Niederlagen, große Emotionen: Eigentlich hat Jan Frodeno in seiner Triathlon-Karriere alles erlebt. Doch vor dem letzten Tanz schlottern beim dreimaligen Weltmeister plötzlich die Knie. Denn erstmals werden seine Chefkritiker bei einem WM-Rennen vor Ort sein, der siebenjährige Sohn und die fünfjährige Tochter fiebern in Nizza live am Streckenrand mit – und deren Urteil ist gnadenlos ehrlich.

„Kinder sehen so wunderbar schwarz-weiß“, erzählte der 42-Jährige vor seiner Abschiedsvorstellung am Sonntag (6.50 Uhr/HR): „Es ist für sie richtig hart, wenn ich nicht vorn liege, nicht mal auf dem Podest bin.“ Nach seinem schweren Start in die Comeback-Saison hätten sie die Frage gestellt: „’Ist Papa nun der Beste – oder ist er es vielleicht gar nicht?’. Das war auch hart für mich im ersten Moment.“

Dieses vermeintlich falsche Bild würde der langjährige Dominator in seinem letzten großen Langdistanz-Rennen nur zu gerne aus dem Weg räumen. Gemeinsam mit Ehefrau Emma und den beiden Kindern einen vierten WM-Triumph nach 2015, 2016 und 2019 zu feiern, wäre natürlich „etwas Besonderes“, frohlockte Frodeno in der Welt am Sonntag. Diesem finalen Karriere-Traum hat er alles untergeordnet, vor Aufregung plagen ihn gar „schlaflose Nächte“.

„Ich habe dem Tag und dieser letzten Mission einen Arbeitstitel gegeben: Mondlandung. Damit werden Pläne beschrieben, die unmöglich erscheinen“, erzählte er dem Spiegel: „Der 10. September wird mein Tag.“ Dabei war der Weg bis zum letzten Tanz über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen überaus steinig. Nach auskuriertem Achillessehnenriss musste er wegen eines „toxischen Cocktails“ in der Hüfte dreimal unters Messer, bangte gar um seine Gehfähigkeit.

Doch so wollte Frodeno nicht abtreten, verschob sein eigentlich für 2022 angedachtes Karriereende um ein Jahr. Aus der Komfortzone in Girona verlegte er den Wohnsitz auf die alten Tage nach Andorra, bereitete sich dort in der Höhe auf das letzte Highlight vor. „Ich kann es! Ich will es! Ich schaffe es! Das ist mein Mantra. Für den Sieg unternehme ich alles. Wirklich alles“, kündigte der Athlet des LAZ Saarbrücken an.

Einen Rücktritt vom Rücktritt schloss er dennoch aus. „Ich habe es einfach satt, Nein zu sagen. Nein, wenn meine Kinder fragen“, so der Familienvater, „und aktuell, in ihrem Alter, fragen sie mich ja noch zigmal am Tag, ob wir etwas gemeinsam machen“. Am Sonntag werden sie definitiv etwas gemeinsam machen. Wenn es nach Papa Frodeno geht: zusammen jubeln.  sid

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