Wolfsburg – Vor ein paar Monaten überraschte Hansi Flick mit einem sportartübergreifenden Vergleich: Joshua Kimmich, der sei einer wie die Ikonen der Weltsportgeschichte, er nannte die Basketballer Michael Jordan und Kobe Bryant. Der Münchner war Flicks Kapitän und Führungsspieler, er wollte ihn vor Kritik schützen. Jetzt ist Kimmich noch ein halber Kapitän und muss sich in einer neuen Position zurechtfinden.
„Wir haben entschieden, Ilkay gemeinsam mit Jo die Binde zu geben“, erklärte der Bundestrainer am Freitag. Neue Situation also: Er erhebt Ilkay Gündogan (32), fast fünf Jahre älter als Kimmich und mit weniger Länderspielen im Lebenslauf (67 gegenüber den 79 des Bayern), zum (vorrangigen) Spielführer. Und auf dem Feld zur zentraleren Figur. Er soll nun so wirken, wie er es bei Manchester City tat und wie er nun beim FC Barcelona agiert – bestimmend im Mittelfeld. „Die Position ist entscheidend für die Dynamik des Spiels. Und ich bin einer, der seine Mitspieler besser machen kann“, sagt Gündogan. Oft wirkte Kimmich neben ihm, und es wirkte, als würden sie sich die Räume und die Bedeutung streitig machen. Um Gündogan zur Entfaltung kommen zu lassen wie in seinen großen Vereinen, zieht Flick Kimmich nach außen und weiter zurück. Im Grunde wird der 28-Jährige den Rechtsverteidiger geben, wie zu Beginn seiner Nationalmannschafts-Karriere 2016.
Natürlich muss Flick diesen Eingriff in die Kompetenzen als einvernehmlich verkaufen. „Jo ist ein absoluter Teamplayer, mit Qualitäten auf mehreren Positionen.“ Die Entscheidung des Trainerteams soll „in der Struktur helfen“, sie gelte jetzt erst einmal für die September-Spiele, sei aber nicht grundsätzlich: „Im Oktober kann es wieder anders sein. Je nach Matchplan und Gegner – wir wollen flexibel bleiben.“
Beide Spieler hätten sich zu der neuen Lösung „committed“, also bekannt, so Flick. Doch Michael Kobe Kimmich ist kein Gewinner der Umgestaltung, sondern Gündogan, dessen Nationalmannschafts-Geschichte bisher keine besonders erfolgreiche war, „Den Punkt aufzuhören, gab es aber nie“, sagt er. Es werde ihm „eine Ehre sein, diese relativ junge Mannschaft auf den Platz zu führen“. Es ist nicht mehr allein Joshua Kimmichs Satz. GÜNTER KLEIN