Krise des deutschen Fußballs

Watzke, die Fehlbesetzung

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Der deutsche Fußball steckt in einer Krise. Wer ist das Gesicht dieses Missstands? Viele würden das genervt-gestresste Antlitz von Bundestrainer Hansi Flick favorisieren, seit Donnerstag und einer sensationellen Übellaunigkeit auf der DFB-Pressekonferenz ist auch Nationalspieler Kai Havertz im Rennen. Doch es drängt mit Vehemenz ein Altstar der Funktionärsgilde nach vorne: Hans-Joachim „Aki“ Watzke, der – man kann es nicht anders ausdrücken – auf einem schwülstigen und fußballfernen Unternehmertreffen Amok quatschte. Wie weiland Clemens Tönnies, der Schalker Wurst-Produzent – nur ohne rassistischen Einschlag.

Dass man eine klare und ablehnende Haltung zu den Reformen hat, die im deutschen Jugendfußball angestrebt werden, ist legitim. Man darf sie auch im Stammtischduktus formulieren. Das kann man als ehrlich entrüsteter Fußballmensch an der Basis tun. Man sollte es aber unterlassen, wenn man Aki Watzke ist. Vizepräsident des DFB, über die nach der Weltmeisterschaft 2022 gegründete Taskforce so etwas wie die graue Eminenz des deutschen Fußballs, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Aufsichtsratschef der DFL, Mitglied in höchsten UEFA-Gremien. Er verfügt über eine Fülle an Macht.

Was man von den Mächtigen erwarten könnte: Kompetenz, Sachkenntnis, Gespür für die Situation. Daran fehlt es Watzke auf nahezu skandalöse Weise, wenn er die Pläne des neuen Nachwuchssportdirektors beim DFB, Hannes Wolf, der übrigens aus Watzkes BVB-Stall stammt, populistisch zerlegt. Watzke weiß nicht, wie die Spielformen in den jüngsten Jahrgangsstufen aussehen sollen, er ist so schlecht informiert wie ein Querdulli auf Twitter. Wenn er in den vergangenen Jahren Interesse am Fußball über seinen Geldvermehrungs-Horizont aufgebracht hätte, wäre ihm nicht entgangen, dass das Konzept seit Jahren besprochen und bearbeitet, diskutiert und auf den Beschlussfassungsweg gebracht worden ist. Erstmals wurde Anfang 2019 in größerem Rahmen vorgestellt, wohin es gehen soll. Weiß Watzke nicht – und das ist peinlich. Ebenso seine Art, den für die Sache brennenden und zum Aufbruch bereiten Hannes Wolf mit seinen Worten zu diskreditieren.

Watzke hat, Dortmund betreffend, Verdienste – die allmählich verblassen. In der DFL ist er mit seiner windigen Investorennummer gescheitert, die Nationalmannschaft hat unter ihm und seiner tatenlosen Taskforce kein Problem gelöst. Weil er selber eines ist. Aki Watzke ist eine dramatische Fehlbesetzung.

Guenter.Klein@ovb.net

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