Wolfsburg – Normal, so sagte Hansi Flick, sei der Spieler mit den meisten Einsätzen der natürliche Kapitän des Teams. Doch der mit der reichsten DFB-Vita ist für die Besetzung der Regierungsposition, die sich fortan Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan teilen, gar kein Kandidat gewesen: Thomas Müller, 33 Jahre alt und 121 Mal für die Nationalmannschaft auf dem Platz gestanden, war ja auch erst nachnominiert worden für diese „Maßnahme“, nachdem Niclas Füllkrug muskuläre Unpässlichkeit signalisiert hatte. Spielen wird Thomas Müller am Samstag gegen Japan und wohl auch am Dienstag gegen Frankreich nicht – zumindest nicht in der Startelf.
Hansi Flick erzählt eine Episode aus dieser Woche, der ersten seit der WM, in der Müller wieder zur DFB-Eliteauswahl gehörte. Müller habe gesagt: „Ich nehme alle meine Kinder mit zum Golf spielen.“ Die jungen Spieler von heute, einer anderen Generation angehörend, als seine Söhne, denen er den Weg ins Leben weist. „Wenn man ihn erlebt, wie er sich gibt, das ist eine Bereicherung für jede Mannschaft“, versichert der Bundestrainer. Ist das also die künftige Rolle Müllers? Für die gute Laune im Team zuständig sein – so wie es bei Lukas Podolski war, als dessen sportliche Beteiligung geringer wurde, er aber trotzdem weiter dazugehörte? „Thomas ist fürs große Ganze wichtig“, erklärt Flick, „er stellt sein Ego hintenan.“ Würde also keine Stammplatz-Ansprüche wie beim Comeback 2021 erheben.
Einen reinen Vergnügungswart kann sich Flick aber nicht leisten. Deshalb stellt er klar, dass er Müller, dem 2014er-Weltmeister, offen mitgeteilt habe, „dass es für ihn im Verein wichtig ist, dass er Leistung bringt“. Das sieht der Trainer derzeit als gegeben an: „Bei den Bayern hat er sich herangekämpft.“ gük