Wolfsburg – Rudi Völler hatte es vermieden, beim öffentlichen Training am Sonntag auf ein Bild mit Hansi Flick zu geraten. Er war am Samstag („Wir sind schockiert“) mit dem Vorsatz aus dem Stadion gegangen, „dass wir eine Nacht darüber schlafen“, aber auch mit der in Jahrzehnten im Fußball verfestigten Ahnung, dass mit dem 1:4 gegen Japan ein Punkt überschritten war, der kein „Weiter so“ mehr zuließ. Auch nicht in der zeitlich ungünstigen Konstellation, dass die deutsche Nationalmannschaft schon am Dienstag (21 Uhr, ARD) in Dortmund das nächste Spiel zu bestreiten hat. Gegen Frankreich – und was wäre da zu erwarten gewesen, wo Hansi Flick schon die Ausrede vorbereitet hatte, „dass die Franzosen ihr Spiel am Donnerstag hatten und ihre Regenerationszeit zwei Tage länger ist“?
Nein, es war Schluss mit Flick. Am Sonntag um 16.24 Uhr meldete der DFB in eigener Sache: „Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat der DFB GmbH und Co. KG haben heute auf Vorschlag von DFB-Präsident Bernd Neuendorf beschlossen, Bundestrainer Hansi Flick sowie die beiden Co-Trainer Marcus Sorg und Danny Röhl mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben zu entbinden.“ Wer bleibt: nur Torwarttrainer Andreas Kronenberg und Standard-Spezialcoach Mads Buttgereit.
Für Dienstag gibt es eine Übergangslösung: Mal wieder ist „Mach du es, Rudi“-Völler dran, aber weil er komplett aus dem Trainergeschäft ist, werden ihm gegen Frankreich Hannes Wolf und Sandro Wagner zur Seite gestellt. Wolf war gerade als Direktor Nachwuchs vorgestellt und von Vizepräsident Hans-Joachim Watzke angeschossen worden. Wagner trainierte die SpVgg Unterhaching, stieg in die 3. Liga mit ihr auf, wechselte dann zum DFB. U-Bereich, Kompetenzteam. Kurios: 2018 war er aus der Nationalmannschaft beleidigt zurückgetreten, da nicht für die WM nominiert.
Bevor der DFB an die Nachfolgelösung (verfügbar wären: Oliver Glasner/zuletzt Frankfurt, Louis van Gaal/bis zur WM Oranje-Bondscoach, eventuell Julian Nagelsmann, den aber die Bayern herausrücken müssten) herangeht, muss er alles tun, um das Treffen mit Frankreich ohne größeren Schaden hinter sich zu bringen. Rudi Völler gab am Samstagabend bereits Einblicke in die mögliche Ansprache an das Team: „Wir dürfen uns nicht in die Hose machen, Angst darf keiner haben. Wir sind immer noch Deutschland.“
Das klingt nach vorvorgestern, aber Völler wird ja zwei moderne Leute neben sich haben. GÜNTER KLEIN