Kein Gruß an die Basketballer

Die Arroganz des Fußballs

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Zwei herausragende Ereignisse des deutschen Sportjahres waren der Gewinn der WM-Silbermedaille durch die Eishockey-Nationalmannschaft und der Weltmeisterschaftstitel für die Basketballer. Beide Erfolge hätten noch mehr strahlen können, wäre da nicht der Fußball gewesen.

Im Mai war es so: Kurz bevor das Eishockey-Team zum Halbfinale gegen die USA aufs Eis ging, übernahm der FC Bayern München die Schlagzeilen-Hoheit. Nicht wegen seiner neuerlichen, wenngleich unter dramatischen Umständen gewonnenen Meisterschaft, sondern weil er seine Vorstände Kahn und Salihamidzic vor die Tür setzte – was er auch zwei Tage später hätte tun können.

Und nun im September: Die Basketballer stecken gerade in der Schlussphase des WM-Finales gegen Serbien, da verschickt der DFB seine Mitteilung: Hansi Flick als Bundestrainer freigestellt. Man kann zur Verteidigung des Fußballs anführen: In der Medienwelt, die ihn umgibt, ist eine Nachricht nicht mehr einzufangen, wenn sie nur mal kurz aus ihrem Versteck rausgeblinzelt hat. Mag sein. Doch im Fußball laufen so viele Businessleute herum und werden Medienabteilungen aufgeblasen, als dienten sie dem Bundeskanzleramt oder einem Staatsministerium, dass sich da schon mehr lenken ließe.

Im Sinne der Fairness gegenüber anderen Sportarten. Und im Sinne des Anstands. Doch wo ist der Anstand, wenn der viel beachtete Twitter/X–Account der Fußball-Nationalmannschaft zwar die Ankunft der Rudi-Völler-Adlaten für einen Spieltag, Sandro Wagner und Hannes Wolf, am Sonntagabend im Wolfsburger Teamhotel inszeniert wie den Einmarsch der Gladiatoren, aber nicht in der Lage ist, einen Glückwunsch an eine andere deutsche Mannschaft zu richten, die gerade etwas Außergewöhnliches vollbracht hat? Was steckt dahinter? Nachlässigkeit, Unachtsamkeit, Arroganz?

Ja, Sportarten sind oftmals Konkurrenten um die Aufmerksamkeit der Konsumentenschar. Und der Fußball wird schon merken, dass ihm gerade eine Generation junger Leute davonläuft, die das Spiel für bräsig hält und auch keine Typen findet, die zu Leitbildern taugen. Der Eishockey-Koloss Moritz Seider und Korbjäger Dennis Schröder sind cooler als Nico Schlotterbeck oder Emre Can.

Doch Sportarten haben auch gemeinsame Interessen. Die Ballsportarten in Deutschland haben sich in einer Teamsport-Vereinigung zusammengefunden, sie lobbyieren Seite an Seite etwa gegenüber den Sozialversicherungsträgern, um günstigere Sätze, wie im konkurrierenden Ausland üblich, zu erzielen. Nicht unbedingt eine Baustelle, die den Fußball in seiner Verdienstspitze beschäftigt, aber für 2. und 3. Liga relevant ist. Zumindest innerhalb des Fußballs sollte Solidarität gelebt werden. Und gegenüber der anderen: Respekt. Kein gönnerhafter, sondern ehrlicher. Freude ist teilbar.

guenter.klein@ovb.net

Artikel 1 von 11