DFB besiegt Frankreich

Wichtig ist jetzt neben dem Platz

von Redaktion

HANNA RAIF

Hätte man diesen Auftritt gestern Abend zum Maßstab genommen – und alles ausgeblendet, was davor und danach passiert ist –, hätte man meinen können, im deutschen Fußball läuft ziemlich viel ziemlich gut. An der Seitenlinie standen ein Cheftrainer und zwei Assistenten, die für ihre Sache brannten, auf dem Feld eine Elf, die das genauso tat. Eine Führung zur Halbzeit, dafür keine Pfiffe, sondern La-ola; dazu das Bewusstsein, auch dem Aufbäumen der Franzosen etwas entgegengesetzt zu haben. Dem Dortmunder Publikum gefiel es, einem großen Teil der TV-Zuschauer sicher auch. Und trotzdem war all das, was da vom DFB-Team da beim 2:1 in Spiel eins nach Hansi Flick zu sehen war, nur unter den Stichworten „richtige Reaktion“ zu verbuchen.

Diese Partie gegen Frankreich war ein Zwischenspiel, einzuordnen unter abzuhakendem Pflichtprogramm oder dringend notwendiger Schadensbegrenzung. Und leider kann man Vor- und Nachgeplänkel nicht einfach ausblenden, sondern muss sich der Probleme annehmen, wenn dieser Tag ein Neuanfang sein soll. Ja, vielleicht hat man es geschafft, einige Herzen zurückzugewinnen, sie sind aber auch schnell wieder verloren, wenn bis zur nächsten Abstellperiode die falschen Entscheidungen getroffen werden. Die Herren auf dem Platz haben gestern zumindest in Ansätzen gezeigt, was möglich wäre. Gefragt sind nun aber diejenigen daneben. Konkret: Bernd Neuendorf, Aki Watzke und Rudi Völler, für den das Comeback ja auch ein Abschied war.

Die nahe liegendste Lösung ist somit nicht verfügbar, es muss eine andere her. Auf der Suche allerdings weckt ein Interview wie jenes, das Neuendorf vor dem Anpfiff gab, wenig Optimismus. „In den nächsten Tagen“ will der Verband „einen Prozess in Gang setzen“, dabei „sehr genau und systematisch vorgehen“. Die berühmt-berüchtigte Taskforce agiert als „beratendes Gremium“, na klar! Und so soll dann das „Profil“ für einen neuen Bundestrainer erstellt werden. Klingt kompliziert – und ist auch so. Aber der DFB dreht sich ja gerne um sich selbst.

Mal schnell und konsequent zu handeln, wäre etwas Neues – und eminent Wichtiges. Dass das zum Erfolg führen kann, haben etwa Florian Wirtz, Leroy Sané und Thomas Müller gestern mit flinken Füßen auf dem Rasen bewiesen. Für einen kurzen Moment hat der deutsche Fußball mal Spaß gemacht. Danke, Rudi!

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