Palacios versaut den Wiesn-Start

von Redaktion

Bayerns Sprung an die Tabellenspitze bleibt nach 2:2 gegen Leverkusen aus

VON HANNA RAIF, MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – O’zapft war noch nicht, als das Spitzenspiel am Freitagabend angepfiffen wurde. Und trotzdem konnten die 75 000 Zuschauer in der Allianz Arena schon einen kleinen Vorgeschmack auf das bekommen, was in den kommenden zweieinhalb Wochen auf dem Oktoberfest geboten sein wird. Zwischen dem FC Bayern und Tabellenführer Bayer Leverkusen ging es hin und her wie in der Achterbahn, diese Partie war irgendetwas zwischen Wilder Maus und Fünferlooping. Und am Ende stand es nach einer unglaublich turbulenten Schlussphase 2:2 (1:1). Kein Sieger, aber ein Prosit auf beide Teams.

Eigentlich hatte Leon Goretzka nach der Führung von Harry Kane (7.) und dem Ausgleich von Alejandro Grimaldo (24.) in der 86. Minute zum Looping angesetzt. Weil Exequiel Palacios aber in der Nachspielzeit vom Punkt traf, stand am Ende das gerechte Remis. Dass die Partie über weite Strecken sehr sehenswert war, änderte nichts an der Tatsache, dass Thomas Tuchel und sein Team sich zum Start in die heiße Herbstphase etwas anderes gewünscht hatten: einen souveränen Sieg und den Sprung an die Tabellenspitze.

Tuchel konnte auf die Wackelkandidaten Joshua Kimmich und Dayot Upamecano setzen, musste aber kurzfristig auf Kingsley Coman verzichten (muskuläre Probleme). Jamal Musiala nahm nach überstandenen Rückenbeschwerden auf der Bank Platz, wo sich auch Noussair Mazraoui wiederfand. Auf der rechten Seite verteidigte dafür Konrad Laimer. Zunächst allerdings sorgte die Offensivabteilung für Furore. Die Bayern wollten zeigen, wer der Favorit ist. Höchst konzentriert, souverän und dominant gestalteten sie die ersten 15 Minuten.

Kimmich bediente früh Serge Gnabry (2.), keine 120 Sekunden später vergab der agile Laimer aus aussichtsreicher Position. Zwei Warnschüsse mussten reichen, dann machte Kane ernst. Leroy Sané, der anstelle von Kimmich diesmal die meisten Ecken schoss, brachte den Ball mit viel Schnitt, Edmond Tapsoba verlängerte unglücklich – und der Bayern-Stürmer löste sich von Granit Xhaka. Ein Kopfball aus kurzer Distanz, das vierte Saisontor für den Engländer. Beinahe hätte er in der 11. Minute noch eins nachgelegt. Es hätte dem Bayern-Spiel gutgetan – denn plötzlich kam Leverkusen.

Beim ersten Konter der Gäste klärte Laimer, es wurde aber zunehmend schwieriger für die Abwehr der Bayern. Die Mannschaft von Alonso setzte Bayern viel früher unter Druck, kam so schnell an den Ball – und hat halt auch Offensivspieler in den eigenen Reihen, die es können. Allen voran Neuzugang Victor Boniface tauchte regelmäßig vor Sven Ulreich auf (23./31./34.), der Ausgleich aber fiel nach einem Standard. Mit dem Pfiff nach einem Foul von Thomas Müller an Florian Wirtz war Tuchel nicht einverstanden – er sah Gelb –, das war Grimaldo aber herzlich egal. Ein platzierter Schuss aus 20 Metern, nicht zu halten für Ulreich.

Das Spiel begann von vorne – und zwar im Stile einer echten Spitzenpartie. Es ging hin und her, wobei die Bayern vor der Pause noch mal richtig aufdrehten. Weil aber weder Müller und Gnabry per Doppelchance (35.) noch Sané (43.), Goretzka (44.) oder noch mal Gnabry nach Zucker-Pass von Minjae Kim (45.) trafen, blieb es beim Remis zur Halbzeit. Nach dem Seitenwechsel traf Boniface beinahe das leere Tor, ansonsten waren beide Teams zunächst um Sicherheit bemüht. Kane vergab die Riesenchance (57.), ehe Tuchel umstellte. Wirtz traf den Pfosten (79.), Musiala wurde ausgebremst (80.). Und dann kam Goretzka – nach Traum-Vorarbeit von Mathys Tel. Es sah nach einem perfekten (Vor-)Wiesn-Abend aus. Ehe Alphonso Davies Jonas Hofmann foulte – und Palacios die Mass austrank.

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