Verstappens Serie reißt in Singapur

von Redaktion

Erstmals in 2023 fährt der Sieger keinen Red Bull – Sainz lässt Ferrari jubeln

Singapur/Köln – Ein ratloser Max Verstappen stürzt ab, und Carlos Sainz befreit die Formel 1: Red Bulls große Siegesserie ist in Singapur mit einer deutlichen Niederlage zu Ende gegangen, der Traum von der perfekten Saison ist dahin – und die Königsklasse hat endlich wieder einen anderen Gewinner: Sainz schenkte Ferrari den Triumph beim Nachtrennen, erstmals in diesem Jahr sitzt der Sieger nicht im Red Bull.

Und der Weltmeister-Rennstall war meilenweit vom Treppchen entfernt. Nach zuletzt zehn Siegen in Serie rollte Verstappen als Fünfter ins Ziel, Teamkollege Sergio Perez wurde Achter – nur ein paar WM-Pünktchen also für das Team, das die Formel 1 seit Jahresbeginn im Schwitzkasten hatte.

Pole-Setter Sainz holte den ersten Ferrari-Sieg seit Juli 2022, Lando Norris feierte im McLaren den zweiten Platz vor Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Nico Hülkenberg verpasste als 13. die Punkteränge. „Ein unglaubliches Gefühl, ein unglaubliches Wochenende“, sagte Sainz: „Wir haben alles perfekt hinbekommen.“ Hamilton, der das 169. Podium in seiner Formel-1-Laufbahn holte, sprach von einem „sehr schwierigen Rennen, aber wir haben gute Punkte geholt“.

Verstappen und Perez indes kämpften mit dem herumrutschenden Red Bull, der sonst auf jeder Strecke so gut funktioniert. „Es ist, als würde ich auf Eis fahren“, funkte Verstappen zwischendurch an die Box.

Auf den Titelkampf hat das alles keine nennenswerten Auswirkungen, Verstappen führt nach wie vor mit großem Vorsprung auf Perez. Nicht beim Rennen am kommenden Sonntag in Japan, wohl aber beim darauffolgenden Grand Prix in Katar (8. Oktober) könnte der Niederländer seinen dritten Titel in Serie perfekt machen.

Schon vor dem Rennen hatte Verstappen gar nicht erst über seine Siegchance reden wollen, im Qualifying war er bereits vor dem finalen Abschnitt gescheitert. „Das kann man vergessen“, sagte er, „auf anderen Strecken geht es vielleicht, aber hier kannst du nicht überholen.“

Von Rang elf machte Verstappen die ersten Positionen allerdings recht früh gut, nach sechs Runden war er Achter. Ganz vorne hatte sich ebenfalls gleich am Start etwas getan. Charles Leclerc, auf den weichen Reifen im Vorteil, zog vor der ersten Kurve an George Russell im Mercedes vorbei, Ferrari absolvierte die ersten Runden mit einer Doppelführung. Sainz vor Leclerc, dahinter Russell, Norris und Hamilton.

Es passierte nun wenig, die Piloten hielten Sicherheitsabstand, größere Lücken entstanden aber kaum. Es war auch ein Pokerspiel mit Blick auf eine mögliche Safety-Car-Phase – und die kam dann auch schon nach 20 Runden. Logan Sargeant rauschte mit seinem Williams in die Bande, hinterließ auf dem Weg in die Box Trümmerteile, das Safety Car rückte aus.

Fast alle Piloten legten ihren ersten Reifenwechsel ein, Red Bull verzichtete: Beide waren auf den lange haltbaren harten Reifen unterwegs. Dieses Manöver spülte Verstappen und Perez auf die Ränge zwei und vier nach vorne – nach dem Restart waren beide aber chancenlos. Russell, Norris, Hamilton und Leclerc gingen in kurzer Folge an Verstappen vorbei. Der RB19 sah in dieser Phase aus wie ein Durchschnitts-Auto.

Verstappen war nur noch Sechster – und hatte noch nicht gestoppt. Vorne waren die Abstände weiterhin gering, alle Podestkandidaten waren aber bedacht darauf, keinen weiteren Stopp zu benötigen und schonten ihre Reifen. Erst in der Schlussphase ließen sie die Zurückhaltung fallen, dicht an dicht rasten die Top vier durch die letzten Runden – und Russell warf mit einem späten Crash den Podestplatz weg.  dpa

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