München – Den ersten Titel hat Paris Saint-Germain schon im Sommer gewonnen. Kein anderer Champions-League-Verein gab mehr Geld für Transfers aus als die aus Katar alimentierten Franzosen. Wo es mit der eigentlichen Trophäe immer noch nicht geklappt hat, sind die Verhältnisse also insofern stabil, wenn es heute zum Auftakt gegen Borussia Dortmund wieder mit dem Klubschlachtruf heißt: Ici c’est Paris.
Ansonsten aber ist über die letzten Monate kaum ein Stein auf dem anderen geblieben im Prestigezirkus am Prinzenpark. Der Trubel begann mit dem Abgang von Lionel Messi. Bald folgte die Eröffnung der nächsten Staffel in der Wechselsoap um Kylian Mbappé. Dann wurde mit dem spanischen Ex-Nationaltrainer Luis Enrique anstelle des biederen Christophe Galtier ein neuer Dompteur präsentiert. Es folgte viel neues Personal und das Aus für den Vorzeigeartisten Neymar. Mit dem Erwerb des Brasilianers für die bis heute gültige Rekordsumme von 222 Millionen Euro zündete 2017 die Turbostufe im Angriff auf die globale Entertainmenthoheit. Seine Exilierung zu Al-Hilal nach Saudi-Arabien versinnbildlicht nun das Ende einer sportlich gescheiterten Epoche.
Denn im Ergebnis dieses Sommers steht ein harter Schnitt. Aus der 2017er-Truppe ist neben Abwehrchef Marquinhos soweit nur noch Mbappé übrig, der nach zwischenzeitlichem Ausschluss vom Team dann doch wieder begnadigt wurde. Ihm wurden allein sechs neue Angreifer dazu spendiert, darunter die Landsleute Randal Kolo Muani aus Frankfurt (95 Millionen Euro) und Ousmane Dembélé aus Barcelona (50 Mio.). Die Abwehr verstärkt mit Lucas Hernández (FC Bayern, 45 Mio.) ein weiterer WM-Finalist, im Mittelfeld heißt der Königstransfer Manuel Ugarte, ein grimmiger Abräumer aus Uruguay, der für 60 Mio. von Sporting Lissabon kam.
Rechtzeitig vor der Reise in die französische Hauptstadt gelang dem BVB mit dem 4:2 in Freiburg nach zuvor holprigem Ligastart gegen Köln (1:0), Bochum (1:1) und Heidenheim (2:2) die erhoffte Trendwende. Doch der wackelige Arbeitssieg taugte nur bedingt als Mutmacher. „Gegen einen pressenden Gegner Lösungen zu finden und dann vor allem eine gewisse Klasse und Ruhe am Ball zu haben – das ist ganz klar eine Sache, die bei uns noch besser werden muss, wenn wir ein Top-Team sein wollen“, befand Routinier Mats Hummels.
In der PSG-Führungsetage wird derweil eifrig bei den Finanzen gepuzzelt. An sich dürfte für einen Klub, der laut Ligue-1-Aufsicht DNCG allein in der Saison 2021/22 ein Defizit von 368 Millionen Euro akkumulierte, auf dem Transfermarkt ja wenig gehen. Doch die Ligue 1 sanktioniert nur, wenn sie Liquiditätsprobleme sieht, und das ist angesichts des Katarer Reichtums nicht gegeben. In der Uefa wiederum hat PSG-Chef Nasser Al-Khelaifi, zugleich Chef der europäischen Klubvereinigung ECA, über die Jahre so geschickt seinen Einfluss ausgebaut, dass man immer mit Geldstrafen davon kam.