München – Thomas Tuchel (50) wird den Champions-League-Auftakt seiner Mannschaft am Mittwoch gegen Manchester United (21 Uhr, DAZN) aus ungewohnter Perspektive beobachten – von der Tribüne aus. Zur Erinnerung: Der Trainer des FC Bayern hatte in der Königsklassen-Vorsaison im Viertelfinale-Rückspiel gegen Manchester City die Gelb-Rote Karte kassiert und muss diese Sperre nun absitzen, da die Münchner nach dieser Partie aus dem internationalen Wettbewerb ausgeschieden waren.
„Ich habe Gelb-Rot gekriegt für Reklamieren bei Ballwegschießen des Gegners. Zwei Dinge konnten das Niveau des Spiels nicht halten. Der Rasen, die Platzverhältnisse, haben dem Niveau nicht den nötigen Rahmen gegeben. Und leider der Schiedsrichter war Note sechs“, sagte Tuchel damals. Die Verantwortung in der Coaching-Zone übernehmen seine Co-Trainer Zsolt Löw (44) und Anthony Berry (36).
Kurios: Löw sorgte jüngst im Spitzenspiel gegen Bayer Leverkusen für Aufsehen, als er nach dem entscheidenden Elfmeter-Pfiff gegen die Bayern auf Schiedsrichter Daniel Schlager zu lief und nach einem Wortgefecht glatt Rot sah. Nicht nur wegen ihrer Emotionalität sind Tuchel und Löw auf einer Wellenlänge. „Schon als ich 2009 in Mainz sein Spieler war, hat die Chemie zwischen uns gepasst. Wir sind auf der gleichen Wellenlänge“, sagt der Co. über seinen Chef und beschreibt die Zusammenarbeit wie folgt: „Seit Paris arbeiten wir eng zusammen. Ich schätze sehr, wie er mich einbezieht – bei der Trainingsplanung, Matchplanung, Trainingsleitung, Taktik. Wir treffen viele Entscheidungen zusammen und arbeiten als Team.“
Berry ist im Trainerteam für die Standard-Situationen zuständig und übernimmt dementsprechend bei Eckbällen und Freistößen stets lautstark das Kommando. Kennengelernt haben sich Tuchel und der Engländer beim FC Chelsea. „Ich habe Thomas von Beginn an bewundert. Wir haben viele Parallelen – wie wir arbeiten und wie wir den Fußball sehen. Wir versuchen, uns gegenseitig zu pushen“, gibt Berry einen Einblick in die Beziehung zu Tuchel.
Nun müssen er und Löw zwangsweise aus dem Schatten ihres Chefs treten. Immerhin: Auftaktgegner Manchester United versprüht derzeit nicht gerade Angst und Schrecken (siehe Text unten). Harry Kane hat vor dem Start trotzdem gewarnt. „Ein schweres Spiel. Ich weiß, dass Manchester United im Moment eine schwierige Phase hat, aber manchmal sind genau solche Mannschaften gefährlich, weil sie immer darauf aus sind, im großen Stil zurückzukommen“, sagte Kane in einem Interview von „Sports Illustrated“. Als langjähriger Starstürmer von Tottenham Hotspur kennt er den Münchner Gegner für diesen Mittwoch bestens. Er freut sich auf seine Premiere in Europa mit dem neuen Club.
„Natürlich wollen wir am Mittwoch vor heimischer Kulisse die Zuschauer so früh wie möglich hinter uns bringen und das Spiel mit viel Intensität angehen. Die Champions League ist immer etwas Besonderes, und mein erstes Spiel mit Bayern München wird mir in Erinnerung bleiben – also hoffe ich, dass es positiv verläuft“, sagte Englands Nationalmannschaftskapitän.
Manchester ist in der Premiere League in der unteren Tabellenhälfte platziert. Bayern belegt in der Bundesliga punktgleich mit Spitzenreiter Bayer Leverkusen Rang zwei.
Der 30-jährige Kane war im Sommer für mehr als 100 Millionen Euro nach München gekommen. Nach vier Bundesliga-Spielen hat er vier Tore auf dem Konto. Zudem hat er sich auf Anhieb als Führungspersönlichkeit etabliert.
„Ich habe nichts anderes gemacht, als ich es bei jedem anderen Club bisher auch getan habe. Ich gehe gerne mit gutem Beispiel voran, wenn ich auf dem Trainingsplatz oder auf dem Spielfeld bin. Ich spreche mit meinen Teamkollegen, helfe ihnen und versuche zu erkennen, wie ich sie motivieren kann“, sagte Kane.
Kane lobte die Zusammenarbeit mit Trainer Thomas Tuchel. „Er ist ein wirklich guter Typ und hat großartige Ideen: wie wir spielen wollen und uns aufstellen wollen. Unsere Beziehung ist gut und ich denke, dass sich das mit der Zeit noch weiterentwickeln wird, wenn wir uns noch besser kennenlernen“, sagte der Angreifer. „Er ist einer der Top-Trainer weltweit und pusht mich – und alle andere Spieler –, uns zu verbessern.“