Knall nach Rettig-Berufung

Die Taskforce war eine Taskfarce

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Und wenn du mal nicht weiter weißt, bild’ einfach einen Arbeitskreis. . . Als der deutsche Fußball nach der WM-Pleite in Katar darniederlag und der DFB ein Gremium einberief, das er Taskforce nannte, erinnerte man sich an dieses alte kerndeutsche Motto. Die Besetzung – ausschließlich männlich und nicht taufrisch – taugte schon nicht dazu, an den Aufbruch zu glauben; ein Dreivierteljahr später ist die Eingreiftruppe Geschichte. Ohne welche geschrieben zu haben.

Man wusste eh nie: Wann tagen die sieben Herren und wie? Und wer gehörte ab welchem Zeitpunkt überhaupt noch dazu? Oliver Kahn entfernte sich nach seiner Demission beim FC Bayern rasant vom Fußball und war, als es bei der Nationalmannschaft brannte, auf moralisch fragwürdiger Tour bei Clubs im Unrechtsstaat Saudi-Arabien, die er „legendary“ und „amazing“ nannte. Matthias Sammer befindet sich eh immer außerhalb von allem, der Begriff der „externen“ Beratung schützt ihn vor Verantwortung, die er seit Jahren offenkundig meidet. Karl-Heinz Rummenigge und Oliver Mintzlaff sind am Wochenende wegen der Causa Andreas Rettig aus der Taskforce zurückgetreten, sodass dieser nur noch Bernd Neuendorf, Aki Watzke und Rudi Völler bleiben, die auch je eine offizielle Funktion im Verband haben. In Präsident Neuendorfs Bestattungsrede ist von „guten Anregungen“ zu hören und dass der Gesprächszirkel „wichtig für mein Netzwerk war“.

Wirklich Erhellendes war von der Taskforce nicht zu erwarten, da in ihrer Besetzung nie der Wille zur Veränderung von Strukturen abgebildet wurde, sondern es nur darum ging, die wesentlichen Clubs (Bayern, Dortmund, Leipzig) vertreten zu wissen – damit sie weniger laut kritisieren. Dass ein Gremium, dem der eiskalte Marketingmensch Oliver Mintzlaff angehört, Anstöße liefern sollte zur Rückgewinnung von Fans, die der moderne Fußball verloren hatte, war schon eine aberwitzige Vorstellung. Vernehmbarer Jubel in der Fanszene, als Mintzlaff hinwarf. Der Tenor: Schon dafür hat sich die Einstellung von Andreas Rettig als DFB-Geschäftsführer gelohnt.

Es zeigt sich, dass es den meisten, die in die Taskforce eingetreten waren, nicht um den Dienst am deutschen Fußball ging, sondern um die eigene Bedeutsamkeit, um die Wahrung von Besitzstand und das Ausspielen von Macht.

Natürlich hätte Bernd Neuendorf, auch wenn es formal dazu keine Veranlassung gab, die Mitglieder seiner Taskforce besser informieren können. Schließlich hatte er sie im Dezember um ihren Rat gebeten. Die Höflichkeit gebietet dann ein anderes Verhalten seinerseits.

Schade ist es um die Taskforce aber nicht. Sie war vom Beginn an eine Taskfarce.

Guenter.Klein@ovb.net

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