Frankfurt/Köln – Das erste Treffen nach der deprimierenden WM hat wohl keine Nationalspielerin so herbeigesehnt wie Giulia Gwinn. „Es macht mich total stolz“, sagte die Hoffnungsträgerin vom FC Bayern, „dass ich nach einer zweiten großen Verletzung wieder die Chance habe, im Kreise der Nationalmannschaft dabei zu sein.“
Fast ein Jahr nach ihrem zweiten Kreuzbandriss ist Gwinn endlich wieder beim DFB-Team, das sich am Montag in Frankfurt versammelte. Unbelastet vom historischen Vorrunden-Aus im Sommer in Australien verbreitete die 24-Jährige Zuversicht, dass den Vize-Europameisterinnen der Neustart trotz Turbulenzen gelingt.
„Es ist gut, dass es wieder um etwas geht und man die berechtigte Kritik wieder wettmachen kann“, sagte die Außenverteidigerin vor dem Start in die Nations League inklusive Olympia-Qualifikation. Dabei sind die Umstände schwierig, die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wird durch Assistentin Britta Carlson, die sich am Dienstag gemeinsam mit dem Sportlichen Leiter Joti Chatzialexiou offiziell äußern wird, vertreten.
Der „Schlüssel“ werde sein, „dass man die WM aufarbeitet und es nicht einfach so weiterläuft, wie es war“, betonte Gwinn: „Aber dass man es trotzdem schafft, auch wieder eine gewisse Leichtigkeit reinzubringen. Es ist wichtig, dass man dieses Selbstkritische ummünzt.“
Denn über den neuen UEFA-Wettbewerb werden die zwei europäischen Tickets für Olympia 2024 vergeben. Am Freitag geht es im ersten Gruppenspiel in Viborg gegen Dänemark (18.00 Uhr/ARD), am 26. September folgt das erste Heimspiel in Bochum gegen Island. „Wir sind alle motiviert, wieder Vollgas zu geben, um ein bisschen vergessen zu machen, was bei der WM passiert ist“, sagte auch Wolfsburgs Innenverteidigerin Kathrin Hendrich.
Gwinn sieht die Sommerspiele in Frankreich als große Chance – und als persönliches Ziel. „Das ist nicht nur eine einzigartige Erfahrung für eine Sportlerin, sondern insgesamt natürlich auch eine coole Herausforderung, sich da zu messen und diesen Turniercharakter zu haben. Und am Ende vielleicht auch um eine Medaille zu spielen“, sagte die Social-Media-Queen der DFB-Auswahl: „Das ist unser Anspruch.“
Nach zwei Kreuzbandrissen innerhalb von zwei Jahren warnt Gwinn jedoch vor der steigenden Intensität durch den immer volleren Fußballkalender. Es sei „extrem auffällig, wie viele Kreuzbandverletzungen seit der EM 2022 passiert sind. Wir haben immer mehr Spiele.“ Ihre Forderung: „Die Spielerinnen müssen geschützt werden, die Vereine müssen gut aufgestellt sein, auch beim zyklusbasierten Training.“ sid